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Südamerika Reiseberichte / Erfahrungsberichte

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Alt 10.08.2009, 21:27   #1
schorsch
Kite Benutzer
 
Registriert seit: 08/2005
Beiträge: 795
Daumen hoch Spotbericht Canoa Quebrada - Brasilien

Hallo Leute

Da ich nicht sonderlich auf überfüllte Spots stehe und auch ganz gerne nicht so bekannte Kitereviere ausprobiere, hat es meine Freundin und mich heuer nach Canoa Quebrada, Brasilien verschlagen. Hier ein paar meiner (durchwegs sehr positiven) Eindrücke dieses „Dörfchens“ ca. 150 km östlich von Fortaleza:

Die Kitespots:

Spot 1 Long Beach:
Der Name ist hier Programm! Den Strand kann man eigentlich noch mal in 2 Teile aufteilen. Zum einen den ca. 2 km langen Bereich in Luv, direkt unter den imposanten roten Klippen, vor der Ortschaft Canoa, wo sich zahlreiche Beachbars (und auch Badegäste!) befinden. Hier findet man feinsten Sandstrand ohne irgendwelche Steine, Muscheln oder andere scharfe Gegenstände. Im Wasser gibt es vor allem ganz in Lee einige größere Felsen, die bei Ebbe aus dem Wasser ragen, bei Flut jedoch teilweise knapp unter der Oberfläche liegen. Also Vorsicht! Grundsätzlich ist hier das kiten trotz des, vor allem am Wochenende, regen Badebetriebes uneingeschränkt erlaubt. Damit es auch so bleibt, ist natürlich entsprechende Rücksichtnahme und Vorsicht geboten! Die Badegäste halten sich eh meist direkt in bzw. vor den Beachbars auf, wodurch man an den Stellen dazwischen mehr als genug Platz hat, um aufzubauen, zu starten und zu kiten, ohne jemanden zu gefährden.



Der zweite, und meiner Meinung nach für Kiter interessantere, Bereich befindet sich direkt im Anschluss an den „Badestrand“ Richtung westen. Unglaubliche ca.13km Sand, Wasser und sonst gar nix! Ich konnte keinerlei Hindernisse, weder am Strand noch im Wasser entdecken (auch keine Felsplatten im Wasser, wie weiter östlich.



Wir (und die meisten anderen Kiter) haben uns Großteils am westlichen Ende des Badestrandes aufgehalten. Hier kann man die Vorteile beider Bereiche genießen. Zum einen Platz ohne Ende zum kiten, wenn man ein paar Schritte nach Lee geht. Zum anderen eine gemütliche Bar mit Liegen, Sonnenschirme, lecker Drinks und allem Anderen, was man zum chillen zwischen und nach den Sessions so braucht.

Die Bedingungen am Wasser sind in beiden Abschnitten gleich. Der Strand fällt flach ins Meer. Der Wind kommt side- bis sideonshore von rechts, ist allerdings etwas böig, oder besser gesagt löchrig. Je weiter Richtung Lee, um so konstanter wird der Wind. Offenbar wird er durch die Klippen und den recht stark verbauten Strand etwas verwirbelt. Aber nicht erschrecken, ich als Binnenkiter hab in als konstant empfunden . Das Meer ist kabbelig und vor allem bei Flut gits ein recht knackiges shorebrake (bis fast 1m). Anfänger werden dadurch hier eher weniger Spaß haben. Für Fortgeschrittene und Könner eignen sich die Wellen jedoch perfekt als Abschussrampen oder zum abreiten. Schon klar, Wellenfreaks belächeln so was natürlich, für Welleneinsteiger wie mich jedoch ganz nette erste Schritte.

Was sich hier zwangsläufig anbietet ist ein „MEGADOWNWINDER“! 15km! Wer danach nicht müde ist hat meinen Respekt verdient! Aber Achtung! Unbedingt vorher über den Rücktransport Gedanken machen! Man kann des Ende des Long Beach nur über eben diesen erreichen und bei Flut ist er nicht überall befahrbar.





Spot 2 Rio Jaquaribe:
Oder besser gesagt, dessen Mündung, direkt im Anschluss an den Long Beach. Vorweg: der Beste Spot, an dem ich bisher war! 3x3 km bügelglattes Flachwasser und bei Ebbe auf nahezu der gesamten Fläche Stehtief. (Schwankt von knie- bis brusttief und an manchen Stellen etwas tiefer). Auch hier nichts als feinster Sand am Strand und im Wasser. Schuhe sind absolut unnötig. Der Wind ist spürbar stärker und auch deutlich konstanter als in Canoa. An manchen Tagen hatten wir bis zu 10 Knoten Unterschied. Ob nun Freestyler, Heizer oder Anfänger, hier kommt jeder auf seine Kosten. Durch die Abgeschiedenheit sind hier noch mal weniger Leute, aber auch keinerlei Infrastruktur (was mir besonders daran gefallen hat)! Verpflegung und Wasser also nicht vergessen!
Außerdem muss man hier unbedingt die Gezeiten beachten! Zum einen ist bei Flut der Strand komplett unter Wasser,also kein vernünftiger Einstieg vorhanden! Zum Anderen kommt man zur Flussmündung nur über den Long Beach, der ja wie bereits erwähnt auch nicht immer befahrbar ist. Die besten Bedingungen herrschen im Zeitraum 2,5 Stunden vor bis 2,5 Stunden nach Ebbe.





Für beide Spots gilt:
1) Platz ohne Ende. Am „vollsten“ Tag waren lediglich ca. 10 Schirme in der Luft (an beiden Spots gemeinsam!)
2) Es gibt zwar mehrere Kiteschulen in Canoa (glaube 3), jedoch keine Station am Strand! Rescueservice, Beachboys, Schirmaufpumper, Stirnabtrockner... alles nicht vorhanden! Wer so was unbedingt braucht ist hier mit Sicherheit falsch! Materialmiete ist nur eingeschränkt möglich.
3) Wasserqualität ist durwegs sehr gut. Am Longbeach durch den aufgewirbelten Sand zwar trübe aber sonst einwandfrei. Auch die Sauberkeit des Strandes hat mich überrascht. Der Bereich zwischen Canoa und dem Fluss wird eigentlich von niemandem gepflegt, trotzdem trotzdem findet man nahezu keinen angeschwemmten Müll etc.

Wind allgemein:

Wir hatten 100% Windausbeute, also an 15 von 15 Tagen kitebare Winde (Reisezeit letzte Juli -erste Augustwoche). Dabei war von Schwach- bis Starkwind alles vorhanden. An einem Tag hatte es in Canoa zu wenig um zu fahren, am Jaquaribe jedoch 13 Knoten, also noch ok. Nach Auskunft der Lokals ist Windtechnisch die Zeit von September bis November am besten.


Geändert von schorsch (11.08.2009 um 18:31 Uhr)
schorsch ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.08.2009, 21:28   #2
schorsch
Kite Benutzer
 
Registriert seit: 08/2005
Beiträge: 795
Standard

Da man im Urlaub ja nicht nur kiten kann, sonder auch essen und schlafen muss, hier noch ein paar allgemeine Infos zu Canoa. Dabei gibt’s natürlich keine Garantie auf Vollständigkeit oder Richtigkeit, da erstens 2 Wochen Aufenthalt nicht reichen, um alles zu Wissen, zweitens ist es gar nicht so einfach, dort was nachzufragen. Dazu aber später mehr.

Anreise
Ganz schön anstrengend. Wir sind von München aus, mit Zwischenstop in Lissabon nach Fortaleza geflogen. Flugzeit gesamt 10,5 h je Weg. Fluglinie war die TAP Portugal, was einen großen Vorteil hatte: Bei Transatlantikflügen darf man je Person 2 Gepäckstücke mit bis zu 23kg und Taschenlänge bis 150cm mitnehmen. Inhalt ist dabei egal. Somit geht das Kitegepäck komplett kostenlos, sorgenlos und ohne Golfschläger problemlos mit. Leider nehmen es die Mädels und Jungs mit der Zeit nicht so genau. Keiner der 4 Einzellflüge hatte weniger als eine Stunde Verspätung. Man kann halt nicht alles haben im Leben. :rolleys:
Für die 150 km vom Flughafen nach Canoa benötigt man noch mal 2 Stunden mit dem Auto. Der Großteil der Straßen sind in gutem Zustand, ausgenommen ein kurzes Teilstück ca. 10 km vor dem Ziel. Da gibt’s Schlaglöcher, so groß dass ein Kleinwagen glatt drin verschwindet.
Insgesamt dauerte die Anreise 28h, von Haustüre zu Haustüre. Zurück etwas besser, da waren’s „nur 24h“, da der Aufenthalt in Lissabon kürzer war.

Unterkünfte
Da Canoa ein unter Brasilianer recht beliebter Badeort ist, gibt es dort zahlreiche Unterkünfte in allen Preisklassen und Arten. Nur 5 Sternehotel gibt es dort keines. Die Großzahl sind typische Posadas, wobei die untere Preisklasse wohl eher zu vermeiden ist. Leider gibt es gar nix, direkt am Strand. Man muss immer zumindest die Klippen runter.
Wir haben im Long Beach Village gewohnt, 3 Gehminuten vom Strand. Es ist das vermutlich größte Hotel im Ort, was aber nicht mit einem Bettenbunker verwechselt werden darf! Ca. 80 Betten, verteilt auf zahlreiche Bungalows ist doch noch recht überschaubar. Da wenig los war, (Juli August ist Nebensaison) herrschte sogar eine verhältnismäßig familiäre Atmosphäre. Die Standartzimmer sind einfach, aber tadellos sauber. Etwas luxuriöser sind die Einzellbungalows. Da hat jeder seine eigene Dachterrasse mit Hängematte etc. Außerdem gibt es 3 Pools (samt gemütlicher Poolbar), was die Anlage familienfreundlich macht. Animateure gibt’s Gott sei dank keine.

Essen und Trinken
Nicht sonderlich abwechslungsreich, aber überall schon fast übermäßig große Portionen, äußerst wohlschmeckend, sehr preiswert und natürlich auch wichtig: sehr bekömmlich! Salat, Obst, Eiswürfel,.... alles absolut unbedenklich!
Für den Hunger zwischendurch bieten die Beachbars von Pommes bis Stake alles an. Für Abends gibt es zahlreich nette Restaurants am sogenannten Broadway, der Dorfstraße. Für Selbstversorger gibt es hier auch einige kleine Supermärkte, die bis spät abends geöffnet haben.

Nightlife
Da steppt der Bär in Canoa! Wir konnten zwar keinen Tanzschuppen ausfindig machen (was eh nicht so unser Ding ist), jedoch gibt’s am Broadway jede Menge gemütliche Bars und Pups, die alle zur Straße hin offen sind und somit die ganze Straße bis spät in die Nacht mit Leben füllen. Klasse Stimmung.
Außerdem gibt es einmal wöchentlich die „traditionelle“, anscheinen Brasilienweit bekannte, Reggaeparty direkt am Strand. Ich war zwar noch nie auf Jamaika, so stell ich es mir aber dort vor!
Ein Caipi kostet umgerechnet übrigens zwischen 1 und 2 €.

Fahrzeug
Canoa Quebrada scheint die Welthauptstadt der Beachbuggys zu sein. Die Büchsen machen hier aber wirklich Sinn, da sie ausgezeichnet für die Strecke am Strand zur Flussmündung, oder Fahrten in den Sanddünen geeignet sind. Man kann sich entweder von diversen Anbietern fahren lassen (ähnlich wie ein Taxi), oder auch selber Mieten. Außerdem gibt es ein Büro einer Mietwagenfirma im Dorf. Wer einen Waagen mieten möchte, sollte unbedingt ein 4x4 Gefährt nehmen. Alles andere macht keinen Sinn.
Zusätzlich bieten zumindest zwei der örtlichen Kiteschulen einen Transferservice zur Flussmündung, bzw. Abholung nach Downwindern an (das muss aber unbedingt vorher ausgemacht werden!)
Ich hab leider keine Ahnung was so was kostet, da wir das Glück hatten, dass der Besitzer unseres Hotels selbst Kiter war und uns immer mitnahm hat, bzw. uns seinen Buggy geliehen hat.

Sprache
Ein Thema, das man in Canoa nicht unterschätzen darf. Hier spricht so gut wie niemand Englisch, Deutsch sowieso keiner. Hotelpersonal, Barkeeper, Kellner, Speisekarten, alles nahezu ausschließlich Portugiesisch. Selbst das Erfragen des nächsten Bankomaten wird zum Abenteuer und ist ohne Zeichnung und Pantomime fast nicht zu schaffen (da hat sich mein jahrelanges Activity Training bezahlt gemacht). Am ehesten hat man noch mit Italienisch Chancen. Man gewöhnt sich zwar flott daran und versteht zumindest die wichtigsten Dinge, wir mussten uns aber einige male damit abfinden, einfach nicht verstanden zu werden, bzw. nicht zu verstehen. Außerdem wussten wir des öfteren erst, wenn das essen am Tisch stand, was wir bestellt hatten (ein mal auch danach noch nicht).
Auch unter den Gästen ist kam jemand, der was anderes als Portugiesisch oder Italienisch versteht. In den zwei Wochen konnten wir lediglich mit einem deutschen, einem schweizer und einem kanadischen paar vernünftig quatschen (und dem Hotelbesitzer, Italiener mit brauchbaren Englischkenntnissen). Es ist also eher schwierig, Anschluss zu finden, daher für Alleinreisende ohne portugiesisch nicht sonderlich gut geeignet.


So, man könnte sicher noch einige Romane schreiben, aber ich lasse es jetzt erst mal. Wenn mir noch was wichtiges einfällt, ergänze ich eventuell noch.

Ps: Sorry für eventuelle Rechtschreibfehler. Ich weiß, ist bei mir manchmal zum Fürchten.


Geändert von schorsch (11.08.2009 um 20:04 Uhr)
schorsch ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.08.2009, 17:36   #3
Wassermann
Living the good life
 
Registriert seit: 10/2008
Ort: Find me at the Sea
Beiträge: 1.681
Standard Netter Bericht

Hallo Schorsch,

netter Bericht und super tolle Bilder, da bekommt man echt Lust auf den Spot !

Vielen Dank für's einstellen
Wassermann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.08.2009, 15:22   #4
skydevil
ohne Zusätze
 
Registriert seit: 06/2006
Ort: Köln
Beiträge: 679
Standard

Moin,

existiert die Bar "Tudo Mundo" noch? Da hab ich so ein paar lückenhafte Erinnerungen dran
Aber der Bericht ist schon richtig; Canoa ist schon speziell, am WE überlaufen von Fortaleza her und ansonsten eher chillig.


Ne Jroos
Dirk
skydevil ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.08.2009, 11:18   #5
schorsch
Kite Benutzer
 
Registriert seit: 08/2005
Beiträge: 795
Standard

Zitat:
Zitat von skydevil Beitrag anzeigen
Moin,

existiert die Bar "Tudo Mundo" noch? Da hab ich so ein paar lückenhafte Erinnerungen dran
Bin mir nicht sicher, habe bei den namen der bars nicht so acht gegeben. da waren immer so viele am weg nach hause. glaube aber schon.

grüße schorsch
schorsch ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 18.10.2010, 17:06   #6
Comotu
Benutzer
 
Registriert seit: 10/2010
Beiträge: 34
Reden Auf gehts!

Danke für Deinen schönen Bericht.Werd ich mir in den nächsten Tagen anschauen.Genau was ich gesucht habe,hoffe ich.
Comotu ist offline   Mit Zitat antworten
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