oase.surf - surfers world
      

Zurück   [oaseforum.de] > Spezielles > Bauen - Reparieren - Basteln

Bauen - Reparieren - Basteln Boardbau, Modifikationen am Material, ...

Antwort    « Vorheriges Thema | Nächstes Thema »  
 
Themen-Optionen Ansicht
Alt 20.07.2017, 09:05   #1
mondiaux
Benutzer
 
Registriert seit: 07/2011
Beiträge: 167
Standard DIY meines asymmetrical-Kiteboards - Teil 3

Weiter gehts. Im zweiten Teil hab ich ja Nägel mit Köpfen gemacht und mir einen 1A PU-Blank aus Portugal besorgt, meinen Shaperaum errichtet und schon mal Material geordert.
Jetzt gehts richtig los!

Wo ist der braune Edelblank aus Portugal?
Bevor ich es vergesse, mach ich noch schnell die Outline für mein Board auf DIN A 4 und bespreche das farbliche Design mit meinen Söhnen. Man muss eben Prioritäten setzen.
Da die Design Vorstellungen zwischen mir und ihnen leider etwas auseinander liegen (Pokemon, Drachen, Blitze, schwierigste geometrische Formen) bedanke ich mich und verziehe mich in meinen SHAPERAUM und endlich mal produktiv zu werden:
Die 1:1 Outline des Boards als Schablone.

Klicke auf die Grafik für eine größere Ansicht

Name:	asy1.JPG
Hits:	82
Größe:	100,3 KB
ID:	52058 Klicke auf die Grafik für eine größere Ansicht

Name:	asy2.JPG
Hits:	68
Größe:	98,1 KB
ID:	52059

Mit alten Hantelgewichten und vergessenene Alu-Flachprofilen (ich habe sie trotz anraten meiner Frau nicht weggeschmissen) ziehe ich gekonnt eine sinnliche Outline auf eine alte Schrankrückwand. Endlich kann ich mal Wissen aus einem meiner ersten DIY-Videos eines ultra lässigen Shapers aus Californien? anwenden.
Nachdem die Outline auf den Schrank gezeichnet ist fehlt natürlich das wichtigste, der Grund, warum ich überhaupt da stehe wo ich jetzt bin: der Cut Out! Das fehlende Stück, das mein Board erst vervollständigt. Aber wie groß soll er sein? Wie breit? Muss der Finnenkasten mittig sein bei einem asymmetrical? Wie weit hinten muss die seitliche Finne angebracht werden? Soll es ein Thruster-Board werden? Warum fällt mir das erst jetzt ein?
Ich nehme den Bleistift, Sorte weich, und male ziemlich selbstsicher einen schönen Cut Out auf die linke Seite des Hecks. Warum links? Dazu komm ich noch.
Er ist so perfekt, dass ich alle Sorgen über Finnenpositionen über Bord werfe und diese dann später einfach dem Heck anpassen werden. Wäre doch gelacht, wenn FINNEN mein DESIGN zerstören würden! Geht gar nicht.
Whats next? Ach ja, Scoop-Rocker-Line. Oh mein Gott, wenn man im Internet nur ein bißchen länger verweilt, kann man danach eine Doktorarbeit über dieses Thema schreiben, weiß aber abschließend immer noch nicht, was man jetzt wirklich machen soll.
Also mal mein eigenes Wissen rauskramen. Schließlich kenne ich alle Ausgaben der “Surf” einschließlich der Sonderausgabe “Funboard” auswendig.
Scoop? Muss sein. Mein Lieblingsboard? Naish, original aus Hawaii. Als Transportschaden in der Bucht erstanden, reparieren lassen und glücklich gewesen. Hatte Scoop, nicht zu knapp.
Also viel Scoop auf die Schablone übertragen. Rocker? Kann man nie genug haben, dreht dann auch schön und wird nicht so irre schnell. Hm, gleitet vielleicht auch nicht so gut!? Aber das gibt mir Gelegenheit über Unterwassershapes nachzudenken. Konkav, Doppelkonkav, Plan, V? Schnell nachdenken!
Ok, damals war es unheimlich hip, eine Konkave im Bug in ein Doppelkonkav übergehen zu lassen um die dann in ein schönes V auslaufen zu lassen. Gibt Auftrieb vorn, Laufruhe und Speed in der Mitte und Drehfreude hinten. Geil, das will ich ja.
Ihr seht, meine Ansätze bauen auf jahrzehntelange Erfahrung im Surfboardbau auf. Läuft.
So, fertig. Man war das easy. Obwohl, der Scoop macht mir Sorgen als ich den immer brauner werdenden Blank genauer betrachte. Soviel Scoop wie ich gerne hätte bietet der gar nicht. Ist vielleicht auch besser so, ich will ja nicht einen orientalischen Hausschlappen bauen sondern ein KITEBOARD! Ich hab ja noch genug Gelegenheit, mit dem Rocker zu experimentieren.
Für Zahlen Fanatiker: Länge: 5’8”, Breite 1’6”, Scoop: 14cm, Rocker 6cm, durchgehende Scoop-Rocker-Line, also kein Tailkick oder so.
Die üblichen Maße wie one-foot-off hab ich jetzt mal als überbewertet angesehen. Die Outline muss fliessen, harmonisch muss die Rundung die Sinne betören, das ist wichtig. So ähnlich auf jeden Fall.

Bevor der Blank zerfällt lege ich ihn auf den Shapebock und übertrage die Outline mittels meines Schrankes, oder was davon übrig ist, auf den äh Blank. Ich lege die Schablone ganz vorne an, um wenigstens das bißchen Scoop zu retten. Da aber der Stringer vorn und hinten übersteht will ich den erstmal absägen, sozusagen um ein Gefühl fürs Material zu entwickeln. Ich schnapp mir also den Fuchsschwanz und setze ihn an. Nach dem ersten Strich merke ich: der ist hart! Dann: er ist verdammt hart! Es kommt mir vor als ob ich mit einem Neandertalerknochen auf einem titanlegierten Holz-Carbon-Verbundstoff rumkratze. Es tut sich nichts!
Ok, der Fuchsschwanz ist auch nicht mehr der neuste und ich nehme eine Metallsäge. Damit geht es besser, aber ich bin mir wirklich nicht sicher, ob der Blank wirklich erste Wahl war. In den Videos sah das irgendwie einfacher aus.
Ich muss noch vorweg schicken, dass alle nachfolgenden Arbeitsschritte Interpretationen aus dem wohl besten und wichtigsten Shapevideo der Welt sind: Das Video, in dem Ben Aipa erklärt wie man ein Surfboard shaped. Dort ist alles äh erklärt, wobei Ben eher von, über und mit sich redet, die ganze Zeit lacht und währenddessen ein Board aus dem Schaum holt.
Ich habe das Video so oft gesehen, dass ich eines Morgens aufgewacht bin und dachte, dass ich das Board über Nacht fertig geshaped habe. Hatte ich aber doch nicht.
Ich säge also die Outline aus, so wie Ben, und merke wie während des sägens seine Worte und Bewegungen sozusagen mystisch in mich eindringen und der Schnitt wahnsinnig gut gelingt. Allerdings ist der Blank danach immer noch braun und ich überlege, ihn in den Arbeitspausen in einer Cryobank einzulagern um den Verfall aufzuhalten. Wenigstens ist der Schaum entlang des Sägeschnitts weiß, das gibt Hoffnung.
Also ist Eile angesagt. Jetzt bin ich heiß, jetzt muss endlich der Elektrohobel von Bosch ran! Den musste ich tatsächlich neu anschaffen, da er nicht in meinem Werkzeugfundus, aus unerklärlichen Gründen, aufzutreiben war.
Dann der erste Schnitt: Ich trage professionelle Shaper-Kleidung:
eine vergammelte G-Star Raw Cord-Workerhose ohne Cord und ein Gomme T-Shirt (Zigaretten Drehpapier, kennt vielleicht noch der ein oder andere, besten geeignet zum Drehen von .. ach lassen wir das, wir wollen ja nüchtern arbeiten). Dazu ein Paar Etnies Skaterschuhe von 2004. Also nicht ganz unmodern.
Musikalisch habe ich mir meine Club Playlist auf den Bluetooth Lautsprecher gelegt, unwissend wie laut das gleich werden wird.
Ich lassen den Hobel kurz aufheulen wie einen luftgekühlten Porsche Sechszylinder an der Ampel. Wahnsinn, pure Kraft. Ich stelle erstmal einen Millimeter Tiefe ein, will ja nicht gleich übertreiben. Ist immerhin das erste Mal mit so nem Hobel. Überhaupt ist ja alles das erste Mal. Alles. Ehrfurcht? Ja, aber ich habe Ben Aipa gesehen, also los!
Ich setze den Hobel hinten an und fahre in einem Zug bis zum Bug, der Hobel heult und der Schaum spritzt an die gegenüberliegende Wand - wie in einem Splatterfilm - und bleibt dort kleben. Die ganze Wand ist bedeckt mit Schaumfetzen. Geil. Ab heute beginnt für mich einen neue Zeitrechnung, ab heute bin ich SHAPER!

Klicke auf die Grafik für eine größere Ansicht

Name:	asy3.JPG
Hits:	77
Größe:	70,5 KB
ID:	52060 Klicke auf die Grafik für eine größere Ansicht

Name:	asy4.JPG
Hits:	82
Größe:	78,2 KB
ID:	52061

Ich muss mich zusammenreissen um nicht wie ein Schaumrünstiger Zombie den Blank mit dem Hobel zu Staub zu verarbeiten.
Was hat mein Blankdealer gesagt: Nimm oben nicht soviel runter, der Schaum wird innen immer weicher und das wäre schlecht im Standbereich.
Also langsam, erstmal das braune runter. Und so hobele ich Millimeter für Millimeter runter und gewöhne mich langsam an die Maschine.
Ich habe mich dazu entschlossen, nur die groben Arbeiten mit der Maschine zu machen, also ungefähre Dicke (hab ich, wie Ihr euch denken könnt, auch nicht genau festgelegt, ergibt sich schon), Scoop und Rocker. Die Feinarbeiten hab ich mit der Raspel und Schleifpapier gemacht. Hört sich jetzt easy an, war es natürlich auch. Trotzdem habe ich etliche Stunden in meinem SHAPERAUM verbracht und doch tatsächlich mal die Masse überprüft, also so Pi mal Auge, wir wollen ja nicht übertreiben. Aber Dank Bens Stimme in meinem Kopf hab ich doch irgendwie geschafft, dass alles plan, symmetrisch und irgendwie äh geil aussah.

Klicke auf die Grafik für eine größere Ansicht

Name:	asy5.JPG
Hits:	81
Größe:	95,4 KB
ID:	52062 Klicke auf die Grafik für eine größere Ansicht

Name:	asy6.JPG
Hits:	99
Größe:	70,8 KB
ID:	52063

Ich war auch wie in Trance, bin mit der Raspel entlang des Boards gelaufen, hab den Rocker nachgemessen, hab mit 40er Schleifpapier mittels Holzklotz im Flow die Oberfläche gestreichelt bis ich endlich zufrieden war. Zwischendurch unendliche Male mit dem Handhobel den Stringer nachgetrimmt um ihn plan mit dem Schaum zu halten.

Das Ergebnis stimmte mich zufrieden, leider hatte ich diesmal vergessen, mein Gomme T-Shirt anzuziehen und so hab ich mir mein gutes Ben Sherman Shirt komplett mit Staub eingesaut. Hm. Dann fällt mir auf, dass ich zudem noch meine TagHeuer Taucheruhr aus den 80ern am Arm habe. Bis zur unkenntlichkeit in Schau und Staub gehüllt. Hm. Kann ich beim duschen gleich mal testen, ob sie noch wasserdicht ist. Wozu shapen alles gut ist!?
Ich bin begeistert, nichts kann mich aufhalten, ich bin ganz oben auf. Die Euphorie hält genau bis ins Wohnzimmer wo mich meine Frau entgeistert anstarrt:
Wie siehst Du denn aus?
Wieso, wie soll ich schon aussehen? War ich etwa jahrelang im Keller und hab ne Glatze bekommen?
Du siehst aus wie ein Gespenst! Außerdem machst Du den ganzen Boden dreckig mit dem ganzen Staub an deinen Schuhen!
Ok, der Blick in den Spiegel überzeugt: komplett eingestaubt, die Haare weiß, überhaupt, alles weiß bis auf den Mund-Nase Bereich. Der ist durch die Staubmaske geschützt gewesen. Leider habe ich unschöne Druckstellen auf dem Nasenrücken weil ich wohl die Klammer am Mundschutz etwas zu fest zusammengedrückt hatte. Zusammengefasst: Ich fühlte mich wunderbar, sah aber total scheiße aus.

To be continued …
mondiaux ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.07.2017, 08:54   #2
sdberlin
Benutzer
 
Registriert seit: 09/2016
Beiträge: 219
Standard

Hi,

Danke für deinen Beitrag ! Interessant und sehr unterhaltsam geschrieben. Bin gespannt auf die weiteren Berichte.

Grüße
Stefan
sdberlin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 24.07.2017, 09:10   #3
mondiaux
Benutzer
 
Registriert seit: 07/2011
Beiträge: 167
Standard

Hi Stefan,
Danke, ich hatte auch ne Menge Spaß dabei Geht auch jeden Fall demnächst weiter
mondiaux ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 
Themen-Optionen
Ansicht

Forumregeln
Es ist dir nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist dir nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist dir nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist dir nicht erlaubt, deine Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu

Ähnliche Themen
Thema Autor Forum Antworten Letzter Beitrag
Go Pro hero 3, 3+, oder doch auf 4 warten? JustRic Treffpunkt 3 18.05.2014 11:43
Flugtaugliches Kitebag für 3 Boards, 3 Kites.. ? chanti25 Kitesurfen 9 21.05.2013 13:16
FONE Bandit 3 und TX 3 2010 zu verkaufen Flyhighnix Archiv - Kitesurfen [B] 1 01.02.2012 19:37
Flysurfer Psycho 3 in 13qm Dickar Archiv - Kitesurfen [B] 1 22.06.2010 18:53
Studie: Sportverletzungen beim Kitesurfen kitediver Kitesurfen 18 22.11.2005 15:25


Alle Zeitangaben in WEZ +1. Es ist jetzt 06:51 Uhr.


Powered by vBulletin® Version 4.2.3
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.