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Alt 03.10.2017, 18:43   #1
Horst Sergio
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Standard Ausrüstung für Foilanfänger: Hersteller unabhängige Fragen und Antworten

Hallo miteinander,

nachdem der Trend zum Umstieg aufs Foil weiter anhält, aber viele Diskussionen von Empfehlungen des jeweils eigenen Materials, des im eigenen Shop oder des Spezls angebotenen Herstellers und anderer Abhängigkeiten geprägt sind ... im Folgenden mal mein Versuch die Anforderungen möglichst allgemein anhand häufiger Fragen zu erläutern.

Prinzipiell ist der schnellste und effektivste Weg aufs Foil inzwischen der Besuch einer Schule mit entsprechendem Praxishintergrund. Für erfahrenere Kiter ist aber auch der autodidaktische Weg mit gewisser Anleitung in Ordnung.


Welches eigenes Können ist für den Foileinstieg erforderlich?
Wichtig, für einen sicheren autodidaktischen Einstieg, ist eine sehr gute Schirmbeherrschung, da es beim Foileinstieg häufiger zu Situationen kommen kann wie Leichtwindstart, Foil in den Leinen, usw. in denen man intuitiv, schnell und korrekt seinen eigenen Schirm beherrschen muss. Mit dem Foileinstieg gleich auf einen neuen Kite wie eine Matte umzusteigen ist entsprechend nicht empfehlenswert und "Auslösen!" sollte nicht die Standardreaktion sein, um Situationen wie zusammen geflogene Schirme oder eben Foils in den Leinen zu lösen. Nicht nur da man beide Situationen damit ggf. noch schlimmer macht, sondern weil es Anzeichen sind, dass das Vertrauen in die eigene Schirmbeherrschung noch nicht so tief sitzt.

Kann ich meine Foil und Board Kombi herstellerunabhängig zusammenstellen?
Ja. Am sichersten ist man natürlich bei einem Hersteller für beides, aber auch eine Zusammenstellung kann sinnvoll sein, wenn der eine Hersteller das passendere Brett und der andere das bessere Foil liefert. Bei Anschüssen mit Platte ist seit ca. 2016 eine etwa 90% Kompatibilität gewährleistet, da fast alle Platten eine Lochstichbreite von 90 mm bzw. viele Boards Schienen mit 90 mm Abstand anbieten. Auch die Position des Foils zu den Schlaufen ist hierüber und mittels variablem Schlaufenlochstich meist ausreichend anpassbar. Im Zweifel ggf. hier nochmal nachsehen:
http://www.kiteforum.com/viewtopic.php?f=196&t=2393443
Einige Hersteller bieten auch Adapter auf die häufigste Platte mit 165 x 90 mm.

Sind konvertible Boards sinnvoll?
In meinen Augen nur in Ausnahmefällen. Diese sind vornehmlich, wenn man ein Stehrevier direkt vor der Tür hat, wenn man viel mit dem Foil reisen will auch in Stehreviere und für manche Wellenreiter, die den Kompromiss, den sie auf beiden Seiten eingehen, akzeptieren.
In den meisten anderen Fällen sind konvertible Boards, die mit Foil oder Finnen gefahren werden können, in meinen Augen, primär Lockangebote der Hersteller an Anfänger, die sich einreden, dass sie damit immer noch in die "alte Welt" zurück können, wenn ihnen die Neue zu viel Angst macht. Sinnvoller ist hier aber in den ersten Wochen und Monaten im Notfall eher auf ein noch bestehendes altes Board wie TwinTip zurück zu greifen. Langfristig gesehen, kenne ich kaum Leute, die so weit sind mit Mittelklasse-Freeridefoils fliegende Wendemanöver zu beherrschen und dann nochmal auf ein Gleitboard zurück wollen.
An dieser Stelle sei auch nochmal darauf hingewiesen, dass man bei Hybridboards immer einen mehr oder weniger großen Kompromiss, häufig zu Lasten der Foils und auch derern Anfänger-Perfomance eingeht, aber dazu im Folgenden noch mehr.

Sollte ein Foilboard Volumen haben oder nicht und darf ein Sandwichboard flexen?
Hier gibt es keine eindeutige Antwort, aber eine eindeutige Tendenz zum Board mit Volumen, zumindest langfristig mit steigendem Können.
Volumenlose Boards in Sandwichbauweise haben den Vorteil relativ günstig und weitgehend unzerstörbar zu sein, was dem Anfänger erstmal entgegen kommt. Zusätzlich haben sie den Vorteil, dass das Starten am Anfang etwas leichter sein kann. Weiter gibt es auch für Könner Argumente wie geringeres Gewicht und Packmaß, die für Boards ohne bzw. mit geringem Volumen sprechen.
Viele der günstigen, volumenlosen Anfängerboards, insbesondere jene die als Hybride angeboten werden, haben allerdings das hausgemachte Problem bis zum vorderen Standbereich zu weich zu sein.
Eine Foilkombi muss im Sinne des Gefühls fürs Foil und damit auch der Anfängerfreundlichkeit eine möglichst steife Verbindung herstellen zwischen den vier Punkten: 2 x Standflächen hinten und vorn, Frontflügel und Heckflügel. Selbst die Kombination Fusspad mit dicken Schuhen, die auf dem Deck ca. 5 mm zusätzlichen Flex erzeugt kann sich schon spürbar negativ auswirken. Viele, wenn auch nicht alle Sandwichboards flexen aber zwischen Vorderfuß und Foilaufnahme bis zu 2 cm, was zu einem undefinierten, schwammigen Fahrgefühl führt. Den Flex kann man zumindestens grob im Laden testen. Der Flex vor dem vorderen Fuß, in der Nose, darf dagegen näherungsweise so weich sein wie er will, hierdurch wird die Auszugsbelastung der vorderen Foilfundamente bei Katapult Stürzen auf die Nose sogar verringert und damit das Boardfundament geschont.
Bei Herstellern, die ihre Hybridboards mit gutem Flex bei der Nutzung als normales Board bewerben, sollte man also zumindest ein großes Fragezeichen setzen. Meines Wissens gibt es bisher nur einen Hersteller, der so ehrlich ist und sein Sandwich Hybridboard für den Foilbetrieb mit einer zusätzlichen 1 m langen Verstärkungsplatte unter dem Standbereich versieht. Am Ende ist das auch ein Kompromiss, aber sicher besser als die meisten anderen.
Volumenboards und deren Vor- und Nachteile kennen ggf. einige von Waveboards, Windsurfern oder SUPs. Diese Boards sind zwar deutlich empfindlicher im Umgang, haben aber durch ihr Volumen mehrere Vorteile: Bei sehr wenig Wind können sie mit unter etwas früher anfahren, da das Volumen Auftrieb gibt. Weiter sind sie insbesondere bei der Verwendung mit Softkites eine wichtige Rettungsinsel, die sowohl den Relaunch als auch den Zusammenbau auf dem Wasser deutlich erleichtert. Auch das Touchdownverhalten bei angekanteter Fahrt ist deutlich besser.

Welche Shapes und Abmessungen sollten Foilboards haben?
Viele Foilboards orientieren sich immer noch an Shapes von normalen Boards. Tatsächlich haben Foilboards aber zum Teil sehr stark abweichende Anforderungen an Outline, Scoop, Rocker und Rails. Reine Anfängerboards, die wenn nicht gleich als Hybrid, aber doch häufiger bei Manövern auf dem Deck gefahren werden, können durchaus solche herkömmlichen Shapes haben.
Bei reinen Foilboards hängt die Form zunächst natürlich auch vom Stil von Wave, strapless Freestyle, Freeride bis Race ab. Prinzipiell sollte die Outline ihren breitesten Punkt aber weiter vorne haben, also nicht in der Mitte, sondern eher auf Höhe des vorderen Standbereichs. Die Nase sollte entsprechend voluminöser sein und kann vorne relativ stumpf abgeschnitten werden. Beim Scoop ist meist eine überproportional hohe und progressive Aufbiegung der Nose unabhängig von deren Länge sinnvoll, um Touchdowns besser abzufangen bzw. Unterschneiden zu vermeiden. Rocker sollte das Board dagegen insbesondere um die Platten-Foilaufnahme nicht haben, da die steife foilaufnahme-Platte das Brett hier sonst unter Schmerzen fürs Laminat gerade biegen wird. Bei den Rails von Volumenboards sind relativ große Rundungen im vorderen Bereich und insbesondere Abschrägungen über die ganze Länge sinnvoll, um steilere Fahrwinkel zu erlauben. Im hinteren Bereich sollte das Unterwasserschiff mit einer möglichst scharfen rechtwinkligen Kante abschließen, um die Strömung ähnlich wie bei Wind- und Kiteraceboards gut und widerstandsfrei abreißen zu lassen. Ein stark konvexes Oberdeck wie bei Wellenreitern ist eher ungünstig, da es den Fuß leichter rollen lässt und so, wie auch Deckpads das Gefühl fürs Foil verschlechtert. Davon abgesehen steht man auf einem Foilboard immer in der Normalen, Scherkräfte wie bei Gleitboards mit Finnen treten an den Füßen nicht auf, womit auch der Anspruch an den Grip auf dem Deck geringer ist. Aufgeraute Decks können sogar störend sein, da man sich hier beim Fahren im Sitzen, wenn man so weit ist, oder beim Sitzen zum Relaunch, den Neo aufscheuern kann.
Prinzipiell gilt am Anfang je größer desto einfacher (z.B. bis zu 160 x 50 cm). Sobald man kontinuierlich und auch durch alle Manöver fliegt, kann man ohne viel Kompromisse ans Lowend, praktisch so klein werden wie man möchte. Die Grenzen sind hier nur noch wie viel Nose-Länge man für das Retten von Touchdowns behalten möchte und wie viel Breite die Füße (je nach Schuhgröße) beim Fußwechsel zur Verfügung haben sollen. Mein nächstes Board wird voraussichtlich: NoNose 88 x 33 cm, 95 x 38 habe ich bereits erfolgreich getestet und für Leichtwind tauglich befunden. Deutlich über 30 Liter Volumen sollte man je nach Körpergewicht eher nicht gehen, da man sonst mit dem Körper so weit auftaucht, dass einem für den Relaunch im Leichtwind Driftwiderstand im Wasser fehlt.

Brauchen Einsteigerboards einen Schlaufenlochstich?
Sofern man sich sicher ist, strapless zu beginnen und dabei zu bleiben, was sehr sinnvoll ist, solange man nicht springen will, kann man auf Schlaufen natürlich verzichten.
Für alle anderen sollte man den Kompromiss, der dann etwas schwereren stabileren Boardkonstruktionen mit Schlaufenlochstich eingehen. Am besten aber keinen Kompromiss sollte man an die Positionen des Lochstichs machen. Der Lochstich sollte alle Optionen von einer Einzelschlaufe bis zur 3-fach Schlaufen Konstellationen anbieten. Auch sollte der Lochstich ein breites Feld an Optionen der Schlaufenabstände zu einander und damit auch der jeweils 2 Fundamente pro Schlaufe zueinander anbieten. Auf diese Weise hat man zum einen die Chance auch herstellerfremde Foils mit unterschiedlichem Druckpunkt anzupassen und am Anfang mit nur einer sehr flachen Zenterschlaufe zu beginnen, aber später auch mit einer vorderen doppel V Schlaufenkonstellationen Manöver wie die fliegende Wende zu lernen.


Geändert von Horst Sergio (26.10.2017 um 19:42 Uhr) Grund: orthografische Kosmetik
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