Zian Kiteboarding - Hantu 12 qm

[Arne@Lübeck]

Moin!

Ich habe mir einen Hantu zum Testen besorgt. Auf das Label bin ich Anfang letzter Saison aufmerksam geworden und hatte zu der Zeit schon mal einen Zian Aquilia am Haken. Definitiv ein cooler Freeride-Kite mit Sprungpotential durch Air- und Hangtime.

Leider war es für mich nicht der richtige Kite, da ich zwar Allrounder bin, aber lieber Kites aus dem Freestyle-Segment fahre.

Das ist genau das, wie Zian seinen neuen Feestyle-Allrounder Hantu beschreibt... gut, könnte was mit uns beiden werden

Die erste Probefahrt steht heute an!

Meine Eindrücke möchte ich euch nicht vorenthalten und werde sie zum Nachlesen an dieser Stelle verfassen und mit Bildern veranschaulichen:

Verarbeitung/Ausstattung/Qualität:

Der Kite wird only in einem schlichten, funktionalen Rucksack, welcher ausreichend Platz, die Möglichkeit, die Querstruts aufgepumpt zu lassen, Schlüsselfach mit Reißverschluss und eine Verstaumöglichkeit für die Bar und Pumpe bietet, geliefert. Ein breiter Bauchgurt ermöglicht auch Snowkitern ein sicheres Anlegen des Rucksacks. Ein kleines Reparaturset gehört mit zum Lieferumfang.

Ausgelegt wirkt der 12er groß und leicht nach hinten gepfeilt. Auffällig ist die kräftige Fronttube, die fast bis zur Mittelstrut durch die Waage unterstützt ist. Auf dem letzten Segment der Waage läuft ein Kunststoff-Pulley. Die Backleinen werden direkt an den Tipps, an farbigen Vorfachen angeschlagen. Auch an den Tipps ist die Fronttube recht kräftig. Die Struts sind stark profiliert und recht kurz. Daher wird der Kite wohl im belüfteten Zustand ehr schlank wirken. Die Fronttube ist stark segmentiert, auch das Tuch dahinter ist in viele durchlaufende Bahnen aufgeteilt. Tipps und Abströmkante sind verstärkt und machen einen soliden Eindruck. Der Kite ist in einen stabilen Dacron-Rahmen gefasst. Stoßkanten sind mit gepolsterten Patches vor Durchscheuern geschützt. Das verwendete Tauwerk macht einen wertigen Eindruck. Lediglich die Kunststoffpulleys wirken überholt. Auch an den Pulleys sind farbige Pigtails. Die Anknüpfpunkte sind mittels Knoten/Schlaufe zu unterscheiden. An der Trailingedge befinden sich kleine Minilatten. Der Kite wird über ein sehr großes Ventil mit Rückschlag belüftet. Zu beachten ist, dass hier der große Aufsatz von der Pumpe benutzt werden muss. Zum Entlüften befindet sich am Ventil ein Dorn. Zusätzlich findet man am Tipp noch ein großes Deflateventil. An der Fronttube gefindet sich zudem noch die Möglichkeit, eine 5. Leine anzuschlagen.

Das Material im Einzelnen wirkt wertig und ausgewählt. Die Nähte und Schnitte sind sehr sauber und sehen solide aus. Auch der Druck ist nicht verschmiert oder ähnliches. Der konstruktive Materialmix wirkt im Detail nicht so hochwertig, wie z. B. bei meinen jetzigen Zeekos. Hier sind z. B. Flanschpunkte von Strut zur Fronttube und Canopy deutlich mehr hinterfüttert. Unterm Strich denke ich aber, dass die Verarbeitung absolut ausreichend ist und in einer Preis-Leistungs-Betrachtung nicht hinter Kites wie Switch, Kitefactory oder Blade zurücksteht.

Jetzt werde ich mir erstmal einen passenden Aufsatz für die Pumpe besorgen und in den Testdrive-Modus übergehen!!

Handling/Flugverhalten:

Nach dem ich mir erst einmal einen passendenden Aufsatz für meine Pumpe besorgt hatte und den Kite am Strand ausgerollt hatte, war ich überrascht, wie schnell und einfach der Kite aufzupumpen war. Denn nicht nur das riesen Inflateventil sondern auch die im Innnendurchmesser größeren Schläuche des One-Pump-Systems verringern den Widerstand beim Pumpen deutlich. Sicherlich wird die Zahl der Hübe gleich bleiben, aber das Pumpen geht spürbar leichter und dadurch viel schneller. So orientiere ich mich immer grob am Widerstand beim Pumpen, bevor der "Pling-Pling"-Test an der Tube kommt. Beim Hantu waren auch die letzten Hübe noch sehr einfach unterzubringen.

Aufgepumpt wirkt der Kite durch seine Bauweise gestreckt. Der Bereich der vergleichsweise kurzen Mittelstrut geht in breite Tipps über.

Da ich leider keine Bar von Zian zur Verfügung hatte, hab ich den Kite mit einer baugleichen verwendet: Alle Leinen gleichlang, tiefes V, SFS, langer Depowerweg.... Standard halt für SLE-Kites

Der Kite wird im Freestyle-Modus (mehr Bardruck/direkteres Ansprechen) ausgeliefert, die Steuerleinen sind innen auf "langsam" (mehr Bardruck) angeknüpft. Den Freeride-Modus spare ich mir erst einmal auf...

Am Himmel macht der Kite einen soliden und böenstabilen Eindruck. Am Testtag wurden eigentlich Kites um 9qm geflogen, die in Windlöchern auch mal gekurbelt werden mussten. Nach oben raus waren deutlich über 20 Knoten - Ich hab es nicht gemessen...

Auf dem Wasser gefiel der Zian mir sofort durch ein ausgewogenes Verhältnis von Bardruck/Steuerkräften und Ansprechverhalten beim Einlenken. Der Bardruck und die Steuerkräfte geben gutes Feedback über die Position und die Situation am Kite. Sie sind im Freestyle-Modus gefühlsmäßig ähnlich, wie bei einem klassischem C-Kite, also höher, aber noch wesentlich komfortabler als bei einem Mutter-C-Kite, wie c. B. dem Thunderbird. Das Ansprechverhalten ist sehr direkt. Wenn der Kite eingelenkt wird, dreht er zügig über das Tipp. Trotz der 12 qm dreht der Kite wirklich schnell. Der Druckpunkt auf der Bar beim Anpowern ist nicht so sehr definiert, wie bei einem C-Kite. Dafür reagiert der Kite über die gesamte Länge des Depowerweges. Wenn die Bar weggeschoben wird, gibt es massig Depower, auch im oberen Bereich des Depowerweges. Trotz der dann durchhängenden Leinen, bleibt dieser weiterhin steuerbar.

Der Kite hat im Freestyle-Modus einen tiefen Stand im Windfenster, ließ sich aber mit gesetzter Kante vom Board und weggeschobener Bar gut an den Windfensterrand bringen und ermöglicht so einen guten Winkel zum Aufkreuzen. Schön fand ich, dass man mit dem Hantu sehr schnell kitet.

Gefühlt scheint der 12er sehr früh los zu gehen und lässt sich sehr lang im Highend fahren. Mein persönlicher Eindruck ist aber hier nicht wirklich maßgeblich, da ich trotz meiner irgendwas-über-100kg immer recht kleine Kites fahre und wenn es in den überpowerten Bereich geht, Kites durch meine zarte Figur auch lange fahren kann. Dennoch hatte ich beim Testen nicht das Gefühl, zu wenig oder zu viel Druck zu haben, obwohl der Wind rauf und runter ging.

Springen mit Unterstützung vom Kite ist mit dem Hantu sehr einfach, er lässt sich leicht nach hinten lenken, mit gesetzter Kante geht es einfach hoch und lange in die Luft. Der Kite trägt gut und durch die Schnelligkeit des Kites lässt sich ein guter Lift abrufen. Barfeedback und Flugverhalten lassen deutlich spüren, wo der Kite beim Springen grade steht und sollten Sprungfehler korrigierbar machen. Im richtigen Moment eingelenkt, wird man vom Hantu sanft abgesetzt.

Springen ohne Unterstützung vom Kite ist Bombe: Abfallen, Aushaken, Ankanten und der Kite zieht dich explosiv aus dem Wasser - Pop und Slack sind wirklich gut. Das hätte ich nach den ganzen positiven Merkmalen im Hinblick auf das Freeriden so wirklich nicht mehr erwartet.

Augenscheinlich weiß der Kite nicht so genau, wo er sich einsortieren soll.. Freerider?! Freestyler?! selbst im Freestyle-Modus ein echter Allrounder!

Durch die dicke Fronttube im Bereich der Tipps ließ sich der Hantu leicht aus dem Wasser starten. Lediglich eine Steuerleine einlenken, der Kite dreht und startet sehr einfach.

Im Lowend lässt sich der Hantu durch die hohe Fluggeschwindigkeit schnell auf Bahnen bringen und bietet früh Druck zum Fahren.

Im Highend hat der Kite viele Reserven. Mit einem langen Depowerweg, kann man viel Depower aus dem Kite rauskitzeln. Zwar fängt dann das Tuch im Bereich der Fronttube an, einen Gegenbauch zu produzieren, aber davon und sonst irgendein Wabbeln merkt man an der Bar nichts. Der Kite zieht dann stetig in Richtung Windfensterrand.

Negatives:

Ventil --> es muss ein außergewöhnlicher Aufsatz für die Pumpe benutzt werden, den kaum einer an seiner Bestandspumpe hat; dennoch hat das große Ventil eigentlich nur Vorteile!!

fehlende Leinenabweiser im Bereich der Fronttube/Tipps --> bergen die Gefahr, dass sich die Leinen verhaken bzw einklemmen; der Hersteller macht aber den Eindruck, stark an Kundenwünschen bzw Anregungen interessiert zu sein, entsprechende Nachbesserung ist wohl zu erwarten.

Druckdesign --> wird nicht jedermanns Geschmack sein. Ich persönlich lege keinen Wert auf optische Aspekte, wenn das Gesamtpaket sonst stimmig ist

Meinen positiver Eindruck von Zian, den ich schon vom Aquila hatte, konnte weiter verfestigt werden. Der Hantu befindet sich trotz seiner Allroundgene deutlich mehr in der Freestyle-Ecke, als der Aquila, auf mich als absolute Hang-Time-Maschine wirkte. Den Kima kenne ich nicht.

Als Empfehlung würde ich sagen, dass der Kite sich an Allrounder richtet, sportlich ambitionierte Aufsteiger bis kiteloopende Freestyler, Einsteiger sollten sich nicht an den Hantu wagen, da er zuweilen doch sehr druckvoll und explosiv ist.

Ich freue mich auf die nächste Testfahrt und hoffe demnächst auch die zum Kite gehörige Freestyle-Bar nutzen zu können.

Über weitere Erfahrungen werde ich hier Nachberichten. Fragen beantworte ich gern!