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Alt 17.01.2019, 01:14   #1
Black-Fox
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Standard EIN TRAINERKITE WIRD ERWACHSEN - Umbau einer HQ4 Hydra 420 zum 5-Leiner

Jaaa, ich geb's ja zu! Kleine Kites haben es mir irgendwie angetan Nicht, weil ich sie besonders oft fliegen würde, aber vielleicht kennt ihr ja folgende Situation: Ihr seid gerade am Kiten und plötzlich stehen da kleine oder auch etwas "grössere" Kinder und schauen euch sehnsüchtig zu. Was macht ihr? Nun, ich biete ihnen in solchen Situationen immer sehr gerne ganz spontan meine kleine HQ Symphony (2-Leiner Matte mit ca. 1qm) an und nicht selten wird dieses Angebot auch neugierig angenommen. Wenn diese Leute das kleine Mättchen dann, gänzlich ohne Vorkenntnisse, in kürzester Zeit erfolgsgekrönt durch den Himmel jagen lassen und man ihnen ihre Freude schon von weitem in ihren Augen ansieht, dann ist das Gold wert für mich Wollte dann und wann mal einer "mehr", so hatte ich stets noch meine kleine Sturmlösung im Gepäck: Die HQ Neo in 6qm. Ein meeega verzeihender Schirm! Intuitiv, flink, bockstabil und ordentlich robust. Diese macht mir persönlich vor allem ab 25kn aufwärts Freude, doch lässt sie sich schon viel früher und vor allem auch ohne Probleme unhooked "aus der Hand" fliegen. Und kam dann irgendwann noch das Trapez ins Spiel, dann war auch dieser Umstieg ratzfatz gemeistert Leider jedoch wird diese nicht mehr hergestellt und meine eigene durfte der 7ner HQ4 Empulse weichen. Auch ein toller Schirm, der durch seine Sportlichkeit allerdings die Lücke zur Symphonie recht gross werden lässt. Aus dieser "Notlage" heraus habe ich mir eine kleine Challenge gestellt: Findest du evtl. einen Kite, den's aktuell zu kaufen gibt, welcher deine beiden bisherigen Einsteigerschirme gleichzeitig ersetzt und evtl. sogar noch weitere persönliche Gelüste befriedigt? Ich bin dann auf die Suche nach diesem Schirm gegangen und wusste schon innerhalb kürzester Zeit: Das wird nach längerer Zeit mal wieder ein Bastelprojekt

Was sollte der Kite können:
-Die Symphony als 2-Leiner Trainerkite ersetzen (Bei wenig Wind)
-Die Neo als Depower-Trainerkite ersetzen (Bei mittlerem Wind)
-Die Neo als Sturmkite ersetzen und die Empulse nach unten ergänzen (Bei viel Wind)
-Streetkite-tauglich (Nicht allzu lange Leinen)
-Bodydrag-tauglich (Closed-Cell Kite)
-Reise-tauglich (Als Fun Kite zum immer dabei haben)
-Robust und safe (Funktionierende Safety sowohl hooked als auch unhooked)

Was kam ins Haus:
-Eine HQ4 Hydra 420 (4.5qm)

Das Problem: Dieses Schirmchen ist ein klassischer 3-Leiner Trainerkite. Aber da ich sehr gerne herumexperimentiere, sollte dem nicht lange so sein

Abend 1: Die Waage
Als klassischer 3-Leiner besitzt die Hydra eine Fixed Bridle mit lediglich 2 Waageebenen (A und B). Um das Schirmchen wie einen typischen Depowerkite handeln zu können, musste die Waage also aufgetrennt und mit weiteren Waageebenen ergänzt werden. Da der Schirm sehr strukturstabil ist, habe ich auf eine C-Ebene verzichtet. Die Z-Ebene galt es aber noch zu entwickeln. Also erst mal die Anknüpfpunkte an der Schleppkante definiert und entsprechende Schlaufen vernäht. Zur Bestimmung der Geometrie habe ich den Schirm dann mit Hilfe eines Föns prall gefüllt und so aufgehängt und belastet, dass alle bestehenden Waageleinen gleichermassen gespannt wurden. Danach wurden die Distanzen zwischen den neuen Waagepunkten und den bestehenden Flugleinen-Anknüpfunkten aufgenommen. Die Z-Ebene entstand also auf Basis einer nicht vereinfachten Fixed Bridle Waage. Das sparte viel Berechnungsaufwand, welcher bei einem so einfachen Kite aber auch nicht angebracht gewesen wäre. Ich spendierte dieser Ebene dann noch eine Knotenleiter (Analog zu einem Handlekite) für eine spätere Verstellbarkeit. Das Endergebnis passt: Ein gleichmässiger Schleppkantenknick beim Anpowern… Yes! Die 3. Leine mündet bei der Hydra kiteseitig in eine Raff-Safety. Eine Single Frontline Safety wäre für schulungszwecke zwar authentischer, doch bietet die bestehende Raff-Safety in der Praxis einfach ein grosses Plus bei Sicherheit und Handling, weshalb diese mit ins Konzept einfloss.

Abend 2: Der Mixer
Um beim Lenken und An-/Depowern ein ähnliches Verhalten zu erhalten, wie es auch die grösseren Geschwister an den Tag legen, habe ich auch beim Mixer, trotz fehlender C-Ebene, auf eine klassische 2 Rollen Konstruktion zurückgegriffen. Dies mit dem Unterschied, dass halt die Rolle der C-Ebene lediglich eine Umlenkfunktion übernimmt. Da ich auf eine Single Frontline Safety verzichte, wurde die Gesamtlänge des Mixers auf die maximale Steuerleinenverlängerung beim Depowern und gleichzeitigen Bareinschlagen ausgelegt. Die Gesamtbelastbarkeit (Nicht nur die des Mixers) wurde ebenfalls auf Basis einer Nutzung als „klassischer“ Depowerkite bestimmt. Lediglich auf metallverstärkte Rollen habe ich zu Gunsten des Gewichts verzichtet und dafür die Kunststoffrollen von Flysurfer verwendet. Der bekannte „Mixertest“ ist bei meinem Mixer durchführbar. Das war mir wichtig, um nach einem Trimmen die vorgenommenen Einstellungen besser nachvollziehen zu können. Auf eine Verstelloption und erst recht auf einfache Knoten habe ich allerdings verzichtet und stattdessen den Mixer gleich vollständig verspleisst. Einerseits habe ich ja noch die Knotenleiter an der Z-Ebene, andererseits können kleinere Anpassungen auch noch easy mittels Mehrfachschlaufen umgesetzt werden, wenn diese Lösung auch ein wenig mehr Zeitaufwand verlangt. Kurz noch Gedanken gemacht hatte ich mir über eine weitere Umlenkung zur Verringerung der Barimpulse. Ausgestattet mit einer recht kurzen Bar und eine ähnliche Profiltiefe wie mein alter 6er aufweisend, habe ich mir diesen Arbeitsschritt dann aber gespart.

Abend 3: Die Bar
Mein Ziel war eigentlich die Originalbar weiterverwenden zu können. Dafür brauchte es jedoch auch hier ein paar Umbauten. Wiederum wollte ich ein System, das dem der „richtigen“ HQ4 Bar möglichst nahe kommt. Das macht zu Schulungszwecken einfach am meisten Sinn. Entsprechend musste die mittig geführte Safetyleine einem doppelt geführten Tampen mit einem in seiner Position verstellbaren Adjuster weichen. Der Doppeltampen zusammen mit dem Bungeeseil der Raffsafety passt noch immer locker durch die Trainerbar. Bloss stark eingeschlagenes An-/Depowern wird durch die einfachere Bardurchführung ein wenig behindert. Unterhalb der Bar kommt ein vollwertiger Chickenloop zum Einsatz. Oberhalb der Bar befindet sich ein Ring als Clamcleat Dummy. Warum Dummy? Er ist in seiner Position wie der originale Clamcleat verstellbar, durch ihn wird wie gewöhnlich der Adjustertampen geführt, doch eine Einrastfunktion sucht man vergeblich. Warum keine Einrastfunktion? Weil die gesamte Depowerleistung über einen geschätzten Barweg von max. 40cm abgerufen werden kann. Trotzdem lässt sich anhand des Dummys zumindest die Funktionsweise eines Adjusters aber sehr gut erklären und demonstrieren. Was mir nun noch fehlt sind zwei kleine Floater, doch alles zu seiner Zeit

Wenige Tage vor Silvester: Leinen und Erstflug
Im vorherigen Absatz habe ich noch ein Bauteil ausser Acht gelassen: Der Swivel. So einen hatte ich nämlich zurzeit gerade nicht auf Abruf bereit. War für mich aber nicht weiter schlimm, da ich das Barsystem sowieso möglichst einfach und leicht halten wollte. Allerdings entsteht dadurch ein bekanntes Problem aus alten Zeiten. Die Backlines lassen sich zwar wunderbar ausdrehen, doch ein paar Loops in eine Richtung und die Safetyleine wickelt sich so stark um den Depowertampen, dass ein sicheres Auslösen kaum mehr möglich ist. Diesem Problem bin ich dann auch wie in alten Zeiten begegnet. In meinem Materialarchiv nach einem alten Y-Leinenset gesucht, welches die Leinenverdreher auf mehrere Meter Flugleinen verteilt, und dann sogar erst noch fündig geworden. Also kurzerhand noch schnell ein 15m langes Leinenset erstellt und dann alles verbunden. So nebenbei: Aus einzelnen Teilen der alten Safety und einer alten Leash konnte ich wunderbar eine etwas bessere Handgelenksleash für den Einsatz als reiner Trainerkite und Streetkite anfertigen und sauber gepackt findet sogar alles zusammen noch immer im Originalköcher Platz

Nun aber zum Erstflug – Oder besser gesagt zu den Erstflügen. Ehrlich gesagt kam ich gar noch nicht so recht zu einem längeren Antesten geschweige denn zu einem ordentlichen Trimmen. Doch beide Testflüge als auch das Feedback weiterer Testpiloten stimmten mich dermassen positiv, dass es immerhin reichte, mich zu diesem Bericht zu bewegen Der Unhooked-Test fand bei mittlerem, sehr böigem Wind statt. Und ja, nach einem Einstellen der Z-Ebene flog der Schirm noch wie im Originalsetup. Der Test des 5-Leiner Modus erfolgte dann vergangenes Wochenende auf dem Berninapass bei 25kn bis 35kn. Und nochmals ja, das Ding macht meeega Laune

Viel mehr kann ich zurzeit aber leider noch nicht berichten Dafür bringe ich ein paar Videoschnipsel mit

Vielleicht inspiriert dieser Bericht ja den einen oder anderen sich selber mal an ein solches Kleinprojekt zu wagen. Ob nun Privatperson oder vielleicht sogar Hersteller

Zu den Bildern und zum Video gehts hier: https://www.facebook.com/media/set/?...1&l=1ba5c03384
Black-Fox ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.01.2019, 10:33   #2
muellema
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Klingt interessant.

Aber ein mehrere Rollen Mixer ist vllt etwas überdimensioniert? schau mal obs auch mit nur einer Rolle ginge
muellema ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.01.2019, 11:28   #3
marsmars
...is alles safe! :D
 
Registriert seit: 02/2014
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cooler Bericht
gerne mehr davon
marsmars ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.01.2019, 11:44   #4
pokerjack
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Registriert seit: 11/2012
Ort: Schaffhausen, CH
Beiträge: 226
Daumen hoch

coole sache
pokerjack ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.01.2019, 13:06   #5
Black-Fox
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@muellema: Die A- und B-Ebene liegen beide im vordersten Drittel. Die Rollen setzen 2:1 um. Musst mal aufzeichnen und schauen, was das für Profilverformungen gibt Zudem rücken bei 2 Rollen die Startpunkte der vorderen Ebenen näher zueinander, was dem Originaltrimm viel näher kommt...

Performance-technisch wären die meisten "richtigen" Depowerkites mit einer dritten Rolle vermutlich sogar noch besser dran. Dann wäre aber der Depowereffekt nicht mehr so direkt. Bei der ersten Sonic Race wurden die einzelnen Ebenen ja sogar über die Spannweite hinweg unterschiedlich stark angesteuert. Hat mir technisch sehr gut gefallen
Black-Fox ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.01.2019, 13:23   #6
muellema
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@Black-Fox:
Ja, Depowersysteme sind fast schon eine Welt für sich.
Die Hydra ist ja ein sehr einfacher Kite mit keinerlei komplexen Auf-/Ausbauten. Deswegen hatte ich überlegt, eben auch die Depowerwage maximal simpel zu gestalten. Du hast eine kurze A-Ebene, geknüpft an eine B-Ebene, hast mit deiner neuen Z-Ebene nun einen 3-Ebenen Kite.
Über dein 2-Rollen System wird Z 100% gezogen, B nur 25%.
Klar, dadurch formst du den Flügel besser um, da die Z Ebene voll abknickt, aber die B Ebene kaum. Das ist zum Anpowern sehr gut, aber beim Depowern eben weniger.
Wenn du magst, probier das einfach mal mit einem 1-Rollen-System aus, das führt auf jeden Fall zu mehr Barfeedback und einem hier sicher noch wirksameren Depower.
Schreib mir sonst auch gern mal ne PN (hier oder FB, etc), da kann ich dir ein paar Skizzen meiner Depowersysteme mal schicken. (Ist ja nicht so, dass ich sowas nie ausprobiert hätte, und keine Erfahrungen mit 3-Ebenen Depower hätte evtl gibts da nämlich noch eine noch VIEL einfachere Möglichkeit


Klar, mehr Umlenkrollen machen ein z.T deutlich genaueres An-/Depowern möglich, erhöhen aber auch drastisch die Komlexität sowie die "unwirtschaftlichkeit" für den Hersteller. Hier sind einfache, effektive und günstige Lösungen gefragt. Beim SonicRace geht es um maximale Leistung, ein 3000€ Schirm darf dann gerne auch mal komplexer werden. Bei deinem Kite handelt es sich um einen robusten, simplen, leistungsarmen Kite mit groben Profil. Da wirst du die Leistungsunterschiede praktisch nicht merken
muellema ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.01.2019, 21:43   #7
Black-Fox
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Die Skizzen würden mich interessieren Videos natürlich noch mehr Dürfen auch gerne in diesen Thread Hab in meinen Anfangszeiten ebenfalls geschätzt alles mögliche an Systemen durchprobiert Hätte sogar noch 2 einzelne Rollen hier Bloss an Zeit fehlt's gerade ein wenig Gäbe da noch ne Idee Richtung Viron mit...

Betreffend Depowerverhalten hast du natürlich recht. 25% bedeuten aber immerhin jetzt schon 20° Anstellwinkelverringerung. Bloss lenken tut er sich dann nicht mehr wirklich gut. Werde bei den nächsten Tests der B-Ebene entsprechend noch ein wenig mehr Priorität verleihen. Voll angepowert soll er sich halt eben auch noch ordentlich fliegen lassen (3-Leiner Modus). Mit einer 50% Anlenkung kann ich mir gut vorstellen, dass er dann beim Lenken mit Helikoptern anfängt

Und noch zum zweiten Thema... Sind wir ehrlich... 2 Rollen und 2 Stück Tampen kosten definitiv nicht die Welt Denke eher, dass die Hersteller darauf verzichten, da bereits mit 2 Rollen viele Kiter schon überfordert sind
Black-Fox ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 18.01.2019, 00:58   #8
Black-Fox
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Apropos: https://ozonekites.com/de/products/l...kites/pure-v1/

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