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16.05.2003, 22:18 | #1 |
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Statement des VDWS zum tödlichen Unfall von Silke Gorldt
Ein tödlicher Unfall bei einem Kitesurf-Wettbewerb an der Ostsee bewegt die Wassersportszene. Was ist passiert? Noch gibt es keinen abschliessenden Bericht zu dem tragischen Unfall, deshalb nachfolgend die Pressemeldung der Veranstalter und ein Augenzeugenbericht. Pressemeldung vom Veranstalter der FD-Tour vom 08.06.2002 Kitesurfer trauern um Silke Gorldt Ein tragischer Unfall überschattete die Fischland-Darss Kitesurf-Tour und führte zum frühzeitigen Abbruch des Events. Die deutsche Kiterin Silke Gorldt starb am Freitag abend an den Folgen ihrer Verletzungen. Nachdem sich ihr Kite in den Leinen eines Mitstreiters verfing, wurde die 24jährige von den beiden Drachen übers Wasser gezogen und prallte gegen Holz-Buhnen. Am Freitag Nachmittag um 15:30 Uhr, bei einer routinemässigen Wende, verfingen sich die Leinen von zwei Profi-Kitesurfern am Sportstrand von Zingst. Dabei konnte der Mitstreiter sein Sicherheits-System auslösen und damit seinen Drachen loslassen, was Silke Gorldt aus noch ungeklärten Gründen nicht gelang. Sein Kite verfing sich in ihrem Schirm, was zur Folge hatte, dass Silke Gorldt mit der Kraft von beiden Kites übers Wasser gezogen wurde. Dabei schlug sie gegen Holz-Buhnen in Strandnähe und wurde über den Strand geschleift. Die bereitstehenden Rettungskräfte waren sofort zur Stelle und leisteten Erste-Hilfe. Obwohl kaum äussere Verletzungen sichtbar waren, verstarb die 24jährige auf dem anschliessenden Rettungsflug ins Krankenhaus Greifswald. Die Todesursache ist zur Zeit noch ungeklärt. Der Unfall von Silke Gorldt ist auf die Verknüpfung von unglücklichen Umständen zurückzuführen und hätte laut Experten jedem der anwesenden Kitern passieren können. Denn die Bedingungen waren mit 25 Knoten Wind ideal für einen Kitesurf-Contest und der Unfall ereignete sich während einer routinemässigen Wendeaktion. Zudem hatten die Organisatoren, die alle selbst erfahrene Kiter sind, optimale Sicherheits-Vorkehrungen getroffen. Wie es zu dem tragischen Unfall kommen konnte, ist Gegenstand von Ermittlungen. Organisatoren und Athleten trauern um eine grosse Persönlichkeit im Kitesurf-Sport. Silke Gorldt war die beste deutsche Kitesurferin, und prägte die Szene der jungen Trendsportart entscheidend mit. Die 24jährige aus Süddeutschland, vom North-Team, studierte Politik Wissenschaften in Oldenburg. Ihre grössten Erfolge feierte sie bei den letzten Events der Worldtour und in Tarifa. Kitesurfen, auch Kiteboarden genannt, wird oft als Trendsportart des neuen Milleniums bezeichnet, da es bekannte Board-Sportarten wie Snowboarden, Skateboarden und Wakeboarden mit Fliegen verbindet. Kitesurfer stehen auf einem Board und bewegen sich mit der Kraft eines Paraglider ähnlichen Drachen, auch Kite genannt, übers Wasser. Dabei sind Sprünge bis zu 10 Metern Höhe möglich. (Ende der Pressemitteilung) Eine weitere Beschreibung des Unfalls von dem Augenzeugen Johannes Marczinski aus dem Internetforum. Unfall von Silke Gorldt beim Kitesurfen Damit wir alle aus dem Unfall lernen können, versuche ich hier eine möglichst faktische Darstellung des Unfalls zu geben. Diese entstand aus den Erinnerungen von mir und anderen Leuten die vor Ort waren. Silke Gorldt ist am 07.06.2002 bei einem tragischen Unfall ums Leben gekommen. Eine Verkettung von unglücklichen Umständen trug zu diesem Ausgang bei. Äusserer Rahmen: Kitesurf-Event FD-Tour Wind: 5-6 Bft, sideshore, leicht auflandig Drachengrösse: ca. 8-9 qm Tubekites Spot: Zingst an der Ostsee Unfallhergang: Bei einem routinemässigen Wendemanöver bzw. nachfolgendem Wiederlosfahren vor dem Strand verfingen sich die Kites von Silke und einem weiteren Teilnehmer ineinander. Die beiden Teilnehmer wurden aufeinander zugezogen. Um eine daraus resultierende Gefahrensituation zu kontrollieren, hakte sich der eine Kiter aus und flog den Drachen ohne Trapez. Unglücklicherweise liessen sich die beiden Kites nicht trennen, die Situation verschlechterte sich. Dabei entwickelten sich Kräfte, die nicht mehr bewusst kontrollierbar waren und der ausgehakte Kiter verlor seine Bar (Lenkstange). Diese verfing sich in Silkes Leinen so unglücklich, dass der zweite Kite sich oben an Silkes Kite festsetzte. Der obere Drachen fing an Kreise durch die Powerzone zu fliegen und entwickelte zusammen mit Silkes Kite nicht zu beherrschende Kräfte. Silke wurde mit hoher Geschwindigkeit ueber das Wasser und den Strand gezogen. Sie wurde dabei über zwei Holzbuhnen im Wasser gezogen und ist im Zaun am Strand/Deich hängengeblieben/gegengeschlagen. Erste-Hilfe war sofort vor Ort. Silke starb an den Folgen ihrer Verletzungen. Die genaue Todesursache ist noch ungeklärt. Silke setzte kein Notauslösesystem (Quick-Release, Quick-Out) ein. Man kann nicht sagen, ob bestehende Notauslösesysteme diese aussergewöhnliche Situation gemeistert hätten, oder ob Silke überhaupt in der Lage gewesen wäre, diese zu nutzen. Der weitere Teilnehmer setzte keine Kiteleash ein. (Mit Kiteleash ist eine Sicherheitsverbindung zum Kite gemeint, die auch bei Verlust der Lenkstange, den Kite nicht vollständig vom Kiter löst.) Fast alle übrigen Teilnehmer setzten ebenfalls keine Kiteleash ein, Silke eingeschlossen. Momentan ist mit Kiteleash kaum vernünftiges Wettkampfkiten möglich. Dessen sind und waren sich die Teilnehmer bewusst. Silke und der weitere Teilnehmer sind für ihr rücksichtsvolles Verhalten auf dem Wasser bekannt. Ich möchte ergänzen bzw. betonen, dass der Unfall in einer absoluten Standard-Situation entstanden ist. Solche Situationen haben viele Aktive wahrscheinlich schon selbst erlebt und solche Situationen können an jedem Spot der Welt auftreten und schlimm enden. Weder dem weiteren Teilnehmer ist irgendeine Art von Schuld vorzuwerfen, noch hat der äussere Rahmen des Kitesurf-Events einen Einfluss auf den Unfall gehabt. Es gilt an der Sicherheitsfrage zu arbeiten und sich diesem Problem bewusst zu werden! Kitesurfen ist und bleibt ein Sport, der nicht zu 100% kalkulierbar ist. Johannes Marczinski Zur Position des VDWS Zunächst gilt die Anteilnahme des VDWS und der VDWS-Mitglieder den Angehörigen der Verstorbenen. Zu dem tragischen Unfall kann der VDWS keine Stellungnahme abgeben und wird sich auch nicht an Spekulationen dazu beteiligen. Tatsache ist jedoch, daß der Kitesport gewisse Risiken birgt. Dies setzt von allen Beteiligten (Schulen, Medien, Industrie, Handel und Sportler) ein Höchstmaß an Disziplin, Sicherheitsdenken und Verantwortungsbewußtsein voraus. Als Schulungsverband bemühen wir uns seit 1998 intensiv um die Sicherheit in der Kitesport-Ausbildung. Insbesondere haben wir folgende Aktivitäten und Maßnahmen realisiert: Gründung einer Arbeitsgruppe sowie eines Lehrteam Kitesurfen Konzeption und Umsetzung einer Kitesurf-Lehrerausbildung Einführung einer vierstufigen Kite-Licence Verabschiedung von Schulanerkennungsrichtlinien für Kitesurfschulen Formulierung von Sicherheitsregeln in Zusammenarbeit mit dem DSV Organisation und Durchführung eines Sicherheitsforums auf der BOOT 2002 Unabhängig von diesem tragischen Unfall wird unser Expertenteam auch zukünftig die neuesten Entwicklungen im Sicherheitsbereich aufgreifen und Organisationsstandards in der Schulung und Ausbildung überprüfen. Gefordert sind allerdings auch alle anderen am Kitesport involvierten Gruppierungen wie Industrie, Handel, Medien und nicht zuletzt die Kitesportler selbst. Weilheim 11.6.2002 Thomas Weinhardt 1. Vorsitzender VDWS e.V. Dieses offizielle Statement des VDWS wurde heute auf unserer Internetseite veröffentlicht. Das VDWS-Kitelehrteam, alle Kitelehrer und Kiteschulen, aber auch alle anderen Verantwortlichen innerhalb des VDWS die mit Kiteausbildung befasst sind möchte ich hiermit nachdrücklich auffordern, sich über die Verbesserung von Sicherheits- und Organisationsstandards Gedanken zu machen. Insbesondere sollten folgende Rahmenbedingungen in der Lehrerausbildung und in den Schulen überprüft werden: Die Revierbeschaffenheit und die Eignung für Schulung Eine Ausbildungsorganisation die die Eigen- und Fremdgefährdung weitestgehend ausschliesst Grundsätzlich Einsatz von qualifiziertem Personal Schulung nur bei meterologisch sinnvollen Bedingungen Check der vorhandenen Sicherheits- und Organisationshandbücher Einsatz von geeignetem Schulungsmaterial "Schwarze Schafe" in der Schulung grundsätzlich ansprechen und über Schwachstellen aufklären - notfalls die Informationen an den VDWS weitergeben. Zu dem Thema Materialeinsatz sollten folgende Vorschläge diskutiert und ggf. umgesetzt werden. Pflicht auf allen VDWS-Lehrgängen? a) Nur Schirme verwenden die drucklos zu Boden stürzen können. b) Nur Schirmsysteme mit "Handleech" zulassen - und diese auch während der Schulung verwenden. c) Unbedingt "Quickouts" verwenden ( damit wird eine schnelle Trennung von Loop und bar möglich). d) Helme bei der Schulung (Helmpflicht auf Lehrgängen - auch Vorbildfuntion der Ausbilder - Unbedingt aber auch Leihangebote für Helme schaffen! Welche Helmhersteller gibt es im Markt? e) Bei der Ausbildung Auftriebswesten mit Rippenschutz verwenden (bei Schulung und Verleih) Liebe Kollegen und Freunde, nur durch unsere gemeinsamen Anstrengungen und durch vorbeugende Maßnahmen können wir selbst dazu beitragen, Unfälle im Schulungsbereich zu vermeiden. Hier sind wir alle gefordert und daran werden wir mit unserer Arbeit gemessen. Bitte nutzt auch das Diskussionsforum auf unserer Website im Insider-Bereich. Euer Thomas Weinhardt 1.Vorsitzender VDWS |
17.05.2003, 12:22 | #2 | |
Mattenfuzzi
Registriert seit: 07/2002
Ort: Muc
Beiträge: 5.444
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Hi,
nur eine kleine Anmerkung zu den VDWS-Vorschlägen: Zitat:
Zu b: Was ist mit Systemen, bei denen die Leash am Trapez befestigt wird (z.B. Flysurfer)? Ansonsten finde ichs natürlich sinnvoll, wenn so ein schrecklicher Unfall zum Überdenken der nötigen Safetyausrüstung führt. Grüße, Thisl |
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