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Alt 26.01.2012, 17:34   #2686
Sebastian_Kroll
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SZENARIEN-EZB-Rat ringt um Umgang mit Griechenland-Anleihen
Frankfurt, 26. Jan (Reuters) - Bei den Verhandlungen über eine Umschuldung Griechenlands ist die Frage einer Beteiligung der Europäischen Zentralbank (EZB) der entscheidende Knackpunkt. Die Währungshüter stehen unter hohem Druck. Sie sind seit Mai 2010 durch den Kauf griechischer Staatspapiere zum größten Einzelgläubiger Athens geworden und besitzen für geschätzte 40 bis 45 Milliarden Euro Hellas-Bonds. Bislang wehrt sich die EZB aus Angst vor Verlusten, Belastungen für die europäischen Steuerzahler und aus Sorge um ihre eigene Glaubwürdigkeit gegen eine freiwillige Beteiligung an einem Schuldenschnitt. Diese könnte ihr nämlich als strikt verbotene Staatsfinanzierung ausgelegt werden.

Am Ende könnte es deshalb darauf hinauslaufen, dass die EZB akzeptiert, dass auch sie bei einem harten Schuldenschnitt zur Kasse gebeten wird (siehe Variante 3). Allerdings ist bislang nach Informationen aus Notenbankkreisen keine Entscheidung im EZB-Rat gefallen. Ein Treffen am Mittwochabend sei ergebnislos verlaufen, sagten zwei mit den Verhandlungen vertraute Personen am Donnerstag. Ein Grund dafür könnte sein, dass sich einige nationale Notenbanken einen harten Schuldenschnitt nicht leisten können und dann mit Steuergeld rekapitalisiert werden müssten.

Folgende Varianten sind in der Diskussion:



VARIANTE A) Um Verluste zu vermeiden, ihr Gesicht zu wahren und zugleich den Griechen zu helfen, könnte die EZB zum Beispiel Hellas-Bonds, die sie mit einem Abschlag gekauft hat, zu diesem niedrigeren Preis zurückgeben. Damit würde Griechenland einiges an Geld sparen. Die Schätzungen variieren zwischen 10 und 15 Milliarden Euro. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) schlägt vor, dass die EZB dabei nicht direkt, sondern mit Hilfe des Euro-Rettungsfonds EFSF agiert. Die Notenbanker könnten dem EFSF die Papiere zu einem niedrigeren Preis verkaufen. Der Fonds solle dann den Differenzbetrag zwischen diesem Preis und dem Ursprungswert der Anleihen zum Schuldenerlass beisteuern. Der EFSF würde demnach die Bonds bis zum Ende der Laufzeit halten und dann den vollen Betrag zurückbekommen. Dieses Vorgehen hätte für die EZB mehrere Vorteile: sie würde unter Strich keinen Verlust machen, ihre Unabhängigkeit könnte nicht in Zweifel gezogen werden und die Steuerzahler würden nicht belastet. Der Wermutstropfen: Das Volumen des EFSF würde etwas sinken.



VARIANTE B) Sollte es der EZB gelingen, sowohl die Griechen als auch die übrigen Gläubiger - also vor allem Banken, Versicherungen und Hedgefonds - davon zu überzeugen, dass ihre Staatsanleihenkäufe kein Investment, sondern eine geldpolitische Notmaßnahme zur Bewahrung der Finanzstabilität war, könnte sie fein raus sein. Dann könnten die von ihr gekauften griechischen Papiere aus der Umschuldung ausgenommen werden und sie müsste keine Abschläge hinnehmen. Anders sieht das bei den nationalen Notenbanken der Euro-Zone aus. Auch sie sind - in einem sehr unterschiedlich hohem Umfang - Gläubiger Griechenlands. So sitzt beispielsweise die Zentralbank Zyperns, aber natürlich auch die griechische Notenbank, auf einem recht großen Berg Hellas-Bonds und müsste Verluste schlucken, während die Bundesbank dem Vernehmen nach so gut wie keine Anleihen aus Athen in ihrem Portfolio hat.



VARIANTE C) Dramatisch anders sähe es für die EZB und auch für die nationalen Notenbanken der Euro-Zone aus, wenn sich die Griechen sogenannter rückwirkender gemeinsamer Umschuldungs-Klauseln (retroactive collective action clauses) bedienen würden, um die Gläubiger zur Kasse zu bitten. Diese Klauseln würden im Nachhinein in die Anleihebedingungen aufgenommen und würden für alle Gläubiger, also auch die EZB, gelten. Juristen gehen davon aus, dass die Zentralbank in diesem Fall keinen Schutz als bevorrechtigter Gläubiger genießen würde. Bei den Umschuldungsklauseln entscheidet die Mehrheit der Gläubiger was gemacht wird, also etwa in welcher Höhe Abschläge akzeptiert werden. Die EZB ist zwar größter Einzelgläubiger der Griechen, aber hat nicht die Mehrheit unter den Gläubigern. Sie könnte also überstimmt werden, wenn sie nicht mitziehen will. Dies ist sogar wahrscheinlich, da die übrigen Gläubiger kein Interesse daran haben dürften, dass die EZB ungeschoren davon kommt, wenn sie selbst Verluste in Kauf nehmen müssen. Dennoch hätte diese Variante für die Währungshüter einen entscheidenden Vorteil: sie wäre nicht auf freiwilliger Basis. Niemand könnte dann der EZB vorwerfen, sie haben aus freien Stücken ein Land der Euro-Zone finanziert. Sie wäre dann von den übrigen Gläubigern dazu gezwungen worden.



(Reporter: Andreas Framke; redigiert von)



26.01.2012 17:15


1, 2 oder 3

Ob man nicht mehr richtig liegt, sehr ihr, wenn das Licht ausgeht

Normal könnte doch die EZB jetzt unter den SOFFIN gehen, wurde ja heute wieder ins Leben gerufen ( 480 Mrd €). Ansonsten günstig in den USA leihen, die drucken ja noch bis mindestens 2014...

Für mich wäre spätestens jetzt der Zeitpunkt, Geld aus den Anleihenmärkten mit mittlerer und längerer Laufzeit zu siehen und in Sachwerte reinzugehen! Was da augebläht wird....
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