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Alt 02.07.2017, 16:52   #134
Horst Sergio
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Standard DO: Gamble with lee sides (experts only)

Zu alten TwinTip Zeiten gab es neben relativ hohen Ansprüchen an die Windstärke auch noch die Einschränkung, dass man dem Wind mindestens 1 km Lauflänge über freies Feld und Wasser geben musste, um ausreichend konstanten und wenig verwirbelten Wind vorzufinden.

Auch von dieser Regel kann man sich als erfahrener Foilkiter frei machen. Ich bin in den letzten 2 Jahren durch Dutzende Lee-Gebiete < 100 m zur nächsten Waldkante gefahren über deren Durchquerung man als TwinTipler nicht mal nachzudenken braucht.

Das Geheimnis liegt dabei nicht in erster Linie in langen Leinen, sondern in einem Foil mit kleinem Widerstand aber guter Kontrolle also einem Freerace Foil wie beispielsweise dem Levitaz Aspect. Dazu braucht man einen Kite mit sehr kleinem Flächengewicht in mittlerer Größe und ebenfalls mit einer recht guten Gleitzahl aber auch wieder guter Stabilität wie beispielsweise dem FS Lotus in 10 oder in der sportlicheren Variante dem FS Sonic².
Beide bringen mit dem Lotus Tuch dann auch noch die Fähigkeit mit auch eine Havarie in einer Wind schwachen Lee Abdeckung noch relaunchen zu können. Alternativ kann man diese Kites auch auf dem Wasser abbauen, damit 500 m in den nächsten Bereich mit Wind schwimmen und sie dort wieder aufbauen (Gerade erst nach missglückter Einfahrt in den Walchensee Silbertsgraben praktiziert).


Bild von http://www.addicted-sports.com/webca...017/07/01/1910

Warum die Physik das zulässt?
Auf einem TwinTip oder langsamem Foil wird man mit viel Gewalt aber trotdem langsam hinter dem Kite her geschliffen. Der Kite sieht dabei größtenteils den verwirbelten atmosphärischen Wind aber wenig Fahrtwind. Bekommt man einen Winddreher von vorne ab stallt entweder der Schirm oder man versinkt recht schnell. Kommt dann der Gegendreher, kann man den Impuls nicht nutzen, da man sich erst wieder aus dem Wasser loopen muss.
Anders ist es auf dem Foil. Der Fahrtwind dominiert, vom verwirbelten atmosphärische Wind bekommt man entsprechend deutlich weniger etwas mit. Bekommt man hier einen Winddreher, gleitet das Foil auch ohne Kitezug problemlos 50-100 m weiter. Bis dahin bekommt man meistens wieder die nächste Böe oder einen günstigen Dreher und kann wieder kinetische Energie für das nächste Loch speichern.

Warum sollte man das machen?
- Für interessante Sightseeing-Touren unerlässliche Fähigkeit (ich habe auch schon 40 km Halbwind-Touren bei OnShore-Wind ausprobiert => sterbens langweilig )
- Hinfahren wo man seine Ruhe hat und sonst keiner hin kommt, oder wenn alle weg sind, wie gestern Abend am Chiemsee als der Wind ablandig wurde
(siehe Bilder, P.S. um es noch spannender zu machen, die Tonne mit der Aufschrift "Vorsicht Untiefe" ist rechts 100 m außerhalb des Bildes in Lee )
- permanent perfektes Flachwasser auch auf dem Foil sehr nett
- Hoppla falsche Seite vom See:
Bei diesem Event hatten wir an unserem Platz fast die ganze Zeit ablandigen Wind, ab min 2:30, mit dem Foil, komplett egal
https://kitejunkie.com/slides/slide/...rding-movie-11

Was zu beachten ist
- Eine Havarie ist hier immer ein Begleiter, dem zu entgehen ein weiterer interessanter Nervenkitzel sein kann. Trotzdem sollte der Fall natürlich eingeplant sein und genug Selbstrettungs-Kompetenz und Wassertemp. sollte entsprechen ohne Auslösung von Wasserwachteinsätzen vorhanden sein.
(Zugegeben bei der Aktion im Silbertsgraben kam tatsächlich nach Abbau des Schirms die WW, haben sich sicher auch gewundert, dass ich nicht zum nahen Ufer, sondern in Richtung Luv auf den See raus gepaddelt bin. Hatte den Eindruck, dass ich sie unglücklich mache, sie einfach wieder weg zu schicken , habe Ihnen deshalb erlaubt mich 200 m nach Luv zu schleppen, was sie netterweise auch gemacht haben, Danke dafür )

- Manöver sind in Lees nicht ohne und benötigen ein vielfaches an Zeit, um sie auch bei solchen Bedingungen ohne Verletzungen zu lernen. Also langsam steigern.
Und um damit auch noch zum letzten Thema zurück zu kommen:

Ich denke auch: Famus darf hier nicht mitreden , bin aber auch seiner Meinung, wenn es geht, erstmal ohne Schlaufen. Ansonsten bin ich mit meinen recht flach gezogenen Schlaufen in die nur die Zehenspitzen passen, aber breiten Fundamenten bisher sehr glücklich und schmerzfrei. Bei weiten Schlaufen, kann es einem wie im letzten Bild (auch aus einem Lee-Abenteuer) leicht passieren, dass man erstmal mit Druck tief in die Schlaufe rein rutscht und dann der Fuss abgeknickt wird, sofern man zu tief drin ist und den Fuss dann nicht mehr raus drehen kann.


Allen ihre Fuss-Knick freien Lee Abenteuer, viel Spaß
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