Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 21.08.2019, 12:22   #37
Mariomm
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Erfahrungsbericht zum Variofoil mit RL Orca Flügel aus Sicht einen Foileinsteigers

Ich bin neu im Forum (lese aber schon mehrere Jahre mit) und wollte hier meine positiven Erfahrungen zum Variofoil/Orca berichten.

Ich bin Foilbeginner und hab null Erfahrung bisher damit gehabt. Ich wollte ein Foil als LW Alternative zum Twintip.
Wie bei dem ein oder anderen hatte ich zuerst die Idee mit einem Directional Waveboard zu beginnen um die Fahrtechnik zu üben.
Ich bin leider damit überhaupt nicht gut klargekommen, weil die Ankanteigentschaft des Boards (insb. strapless) beim Start nicht/nicht gut
gegeben war und man irgendwie immer mit flachem Board starten mußte. Das war leider überhaupt nichts für mich und hab mich damit nur rumgeärgert.
Dazu passend habe ich einen 8er North Neo angeschafft, weil der als Freeride als auch als Foilkite nutzbar ist. Damit bin ich auch bis heute zufrieden, auch weil der Neo auf dem TT gut geht.

Nach viel lesen im Forum und im Netz bin ich auf das Variofoil gekommen.
Da ich wusste, daß ein geeigneter LW/Drift Kite nicht lange auf sich warten lassen muß und mein alter Rebel nicht gerade ein LW Monster war,
habe ich mich für einen Naish Boxer in 12 entschieden. Auch aufgrund einiger Einträge hier im Forum als auch durch das Gleiten.tv Video habe ich mich
dahingehend beeinflussen lassen. Ich weiß noch nicht ob das so die richtige Entscheidung war. Ich muß erst noch etwas Erfahrung mit dem Schirm bekommen. Die ersten Versuche haben mich zumindest nicht vom Hocker gehauen (Höhelaufen Eigenschaften, Turning Speed).

Im Juni hab ich das Variofoil Paket in Carbon mit Orca Flügel, 30er, 60er und 90er Mast und Wingtasche bestellt. Zu der Zeit gab es etwas Lieferschwierigkeiten, aufgrund der hohen Nachfrage. War für mich aber kein Problem und Peter hatte dies auch vorher, sowohl im Forum, als auch mir persönlich per Mail kommuniziert. Die Kommunikation mit Peter war bestens, zügig und unkompliziert. Eine Änderung meinerseits, nach erhaltener Lieferung wurde sofort und ohne Probleme umgesetzt. Die Angebote die Peter hier im Forum macht, zeugen von seiner Flexibilität und Kundenorientierung, auch das hat mich bewogen dort zu bestellen.

Anfang Juli wurde das Board pünktlich und wie angekündigt geliefert. Die Qualität von Board, Flügel und Finne ist echt top. Das Board ist zum Schutz foliert und alle Komponenten sind gut verpackt. Alles ist fein gearbeitet und wie erwartet. Es lässt sich einfach und problemlos montieren, es sind Werkzeug und sogar Ersatzschrauben dabei, falls man mal was verliert. Man sollte sich vorher genau anhand der Anleitung ansehen und sortieren welche Schrauben wohin kommen. Die Ersatzschrauben bleiben dann übrig. Zum Transport kann der Mast wieder demontiert werden, dazu muß dann die Mastplatte vom Board abgeschraubt werden. Der Flügel und der demontierte Mast lassen sich dann in der mitbestellten Flügeltasche inkl. Fuselage und Backwing sicher transportieren und schützen. Die Tasche ist auf jeden Fall sinnvoll und empfehlenswert. Die im Forum geposteten positiven Erfahrungsberichte kann ich nur bestätigen.

Da ich keine Foilschule kenne und das auch nicht für notwendig erachtet habe, wollte ich mich selber an das Thema rangeben.
Zuerst wollte ich mich mit dem Board und den Schlaufenpositionen auseinandersetzen und bin erstmal ohne Finne los. Zwei Schlaufen schräge vorne
montiert und einfach mal ganz normal gestartet. Das funktionierte, allerdings war die schräge Position der Schlaufen nicht so meins. Insbesondere nach Rechts, in die Richtung bin ich eh etwas steif, ging das garnicht. Ich habe dann nur eine Schlaufe vorne längs montiert, schön locker eingestellt, das ging deutlich besser. Der Start mit dem 8er bei ca. 16 Knoten ging dann ohne Probleme. Das große Board erzeugt genügend Auftrieb auch bei geringen Geschwindigkeiten mit kleinem Schirm. An der Schlaufe festhalten rein und starten. Alles in Allem etwas ungewohnt ohne Schlaufe hinten. Man weiß erst nicht so recht, wie man sich hinstellen soll. Höhe Fahren ohne Finne ging mit Board natürlich nicht wirklich, sollte es aber auch nicht. Ich wollte mich erstmal an das Board und die Stehposition gewöhnen. Wenden, halsen, usw. kann ich mit Diri nicht, also erstmal vom Board runter, Board drehen und neustarten

Am nächsten Tag dann Flügel mit 30er Mast ganz hinten am Board montiert. Meine Vorstellung war es, daß die Hebelkräfte bei hintem montierten Mast größer sind und der Auftrieb des Flügels so minimiert wird. Wind ca. 18-20 Knoten in Böen auch mehr, Flut und Wellen >0,7m. Nicht die besten Voraussetzungen für den Anfang.

Mein Anspruch war es auch nicht direkt rumzufliegen, sondern erstmal ein Gefühl für das Verhalten des Boards und des Flügels zu bekommen.
Das Board lässt sich mit montiertem Flügel sehr einfach auf die Seite legen und somit sehr gut angekantet starten. Kein Vergleich zu einem Volumenboard. Das Board schwimmt auch in dieser Seitenposition und kann so auch durchs wasser transportiert werden. Man hält beim Start das Board an der Schlaufe oder am Heck fest und positioniert sich entsprechend. Sobald man aus dem Wasser gezogen wird, merkt man ein ganz anderes Verhalten als ohne Finne. Hat man den normalen Druck wie beim Twintipstart im Kite, ist man viel zu schnell und ggf. auch übers Board gezogen. Also Kite bedächtiger runterlenken und anpowern. Sobald man auf dem Board steht, merkt man sofort wie wenig Zug man auch in Verdrängerfahrt benötigt. Der Flügel liefert hier sofort einen positiven Effekt.

Da ich den Mast ja hinten montiert hatte und die Schlaufe ganz weit vorne, und zufällig den hinteren Fuß nicht ganz hinten hatte, kam ich sofort in die Verdrängerfahrt und fuhr erstmal ein paar Meter ganz normal los. Allerdings mit superwenig Zug im Schirm und direkt Höhe. Das Board fährt willig in Verdrängerfahrt mit dem kurzen Mast durch die Wellen. Ich hab versucht das Gewicht auf dem Board eher nach vorne zu verlagern. Etwas ungewohnt weil man auf dem TT sonst eher nach hinten verlagert. Lustigerweise fährt man auch mit nach vorne verlagertem Gewicht in Verdrängerfahrt ganz gut weiter und auch die kleinen Wellen werden vom Board schön mitgenommen. Irgendwann merkt man dann so ein ungewohntes Abhebegefühl bei der Fahrt durch die Wellen. Ist das jetzt schon fliegen? Keine Ahnung. Kite etwas hochgelenkt, noch mehr Power rausgenommen, Gewicht etwas nach hinten verlagert, das Board hebt ab. Es gleitet über den Flügel gemächlich über die Wellen. Ich werd bekloppt .

Man hört keine Fahrgeräusche mehr, bis man dann plötzlich durch einen kleinen Wellenkamm fährt und der Flügel aus der Welle kommt und das Board ins
Wellental donnert. Beim Weiterfahren auf dem Flügel merkt man, daß das Board anfängt zu kippen. Ich hatte es mir aber schlimmer vorgestellt. Ich halte das Gleichgewicht für ein paar Meter bis das Board mit der Spitze nach unten aufs Wasser sinkt. Aufgrund des kurzen Mastes kann ich aber weiterfahren und die Rodeoaktion fällt geringer aus als gedacht.
Der ein oder andere hier hat ja geschrieben, 30 cm wäre was für 1-2 Stunden oder ggf. garnicht notwendig. Mir hats jedenfalls bei den ersten Starts geholfen. Zu Beginn wäre weniger Wind und weniger Wellen allerdings von Vorteil gewesen. Ungewohnt ist auch, daß man sich anstrengen muß Höhe zu verlieren. Das geht, aber man muß darauf achten, weil es einfach mühelos ist, Höhe zu fahren.

Am nächsten Tag bei etwas weniger Wind den 60er Mast montiert und angestartet. Das ging erstmal nicht so gut. Lag aber eher an meinem nicht vorhandenen Fahrkönnen und manchmal hat man einen schlechten Tag, an dem nix funktioniert. Ggf. werde ich mir noch 1-2 Zwischengrössen bestellen. Bei Peter kann man ja offenbar auch ungewöhnliche Mastlängen bestellen.

Was den Kite angeht, bin ich bei 15-20 Knoten mit dem 8er auf dem Foil auf jeden Fall überpowert gewesen. Depowern, länger anknüpfen, ja. Allerdings sind da auch Grenzen. Ich werde mir jetzt nochmal Gedanken zu meiner Kitrange machen. Bei einer Windrange von 7-25 Knoten (Foil 8-15/TT 15-25) weiß ich nicht, ob mein größter dann noch ein 12er sein muß?

Im Nachhinein betrachtet, war es aber für mich ein Fehler mit einem Directional Waveboard anzufangen. Sowohl die Fahrtechnik als auch der Wasserstart sind etwas anders. Das Geld hätte ich mir echt sparen können. Natürlich ist es von Vorteil, wenn man Fußwechsel beherrscht, etc. und das vorher übt. Ich behaupte, das lernt man mit dem Foil auch. Zudem hätte ich früher mit dem foilen anfangen können, als doof mit dem Waveding rumzueiern.

Alles in Allem muß ich sagen, daß ich mir den ersten Start schwieriger vorgestellt habe. Der Orca Flügel und das Board machen es einem Beginner sehr leicht zu starten und die ersten Meter ins fliegen zu kommen. Auch die hintere Mastposition und ein kurzer Mast (30-40 cm) tragen zum einfacheren Start bei und helfen erste positive Ergebnisse zu erzielen. Mag sein, dass es andere/bessere/günstigere Board/Flügel Kombinationen gibt, für mich ist das Variofoil im Moment die perfekte Kombi. Ein Volumenboard zu nutzen, kann ich mir im Moment nicht vorstellen. Einen Nachteil zu einem Volumenboard konnte ich bisher auch nicht feststellen (Ausser man wartet im tiefen Wasser auf Wind).

Der kurze Erfolg hat mich jetzt soweit motiviert, daß ich an dem Thema weiter dranbleiben werde.
  Mit Zitat antworten