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Alt 30.10.2017, 03:24   #1
Horst Sergio
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Standard Eine Matte für die Welle? Test: ConceptAir Wave 4,5m²

Hallo miteinander,

da ich ein großer Freund der Pfade abseits des Mainstreams bin, gibt es in der nächsten Zeit von mir mal ein paar Schlaglichter auf die kleine Brands und spezielle Produkte. Heute eine Matte für die Welle von einem Kanadier, ... echt?



Endlich gibt es auch für die Welle eine Matte, die nicht einfach ein Anfänger Kite ist, sondern von Ben von ConceptAir nur für die Anforderung in der Welle konzipiert wurde.

Damit aber noch nicht genug der Besonderheiten. Der hier beschriebene Kite ist zwar erst seit 2 Wochen "offiziell" auf der Webseite veröffentlicht.

http://www.conceptair.com/en/boutiqu...e/44/wave.html

Die Modelllinie ist dagegen über 17 Jahre alt. Der älteste Eintrag dazu in oase ist von 2000 ! und hierin wird bereits von der 3.Generation gesprochen. Zu einer Zeit als 99% der heutigen Kitefirmen nicht mal existierten. DAS ist corporate identity. Zum Vergleich hier mal ein Ausschnitt einer Kitezeitschrift von 2001:



und das hier hat Ben in den letzten Wochen für mich im Keller einer kleinen Hütte an einem kanadischen Fjord zusammen genäht :



Während die ältesten Marken in 17 Jahren schon das 30 Kitedesign/Namen und 5 Logo verschließen haben, verwendet Ben immer noch die selbe Druckschablone, cooler geht es nicht. Oh und der Kite ist im Vergleich zu 2001 sogar nochmal um ca. 100 kanadische Dollar günstiger geworden ... auch da kommt sicher kein anderer Hersteller mit.



So sah das Ding am letzten Samstag auf meinem Monofoil bei 14-30 knt am bayerischen Meer aus. Wobei die Stelle eine Ecke des Sees zeigt in dem keine Wellen sind. In anderen Ecken des Sees ließen sich dagegen wie üblich ab 30 knt halbwegs brauchbare Wellen (für große Binnenseeverhältnisse) finden, da der See hier eine Lauflänge von bis zu 10 km bietet, Untergrund besser ist bzw. weniger abgedeckt ist.

Eine Fahrt in vernünftigen Wellen und auch viele andere Details sind natürlich noch zu testen, leider bei uns nicht so leicht, aber ich werde berichten sobald ich kann.

Am Samstag habe ich mich also zunächst mit Mr. kitejunkie.com auf die Suche nach den besten "Wellen" auf dem See gemacht, wofür man etwas fahren muss bevor man fündig wird.



Während die ersten Meter mit 14 knt und einem 4,5m² naturgemäß noch etwas mühsam waren, hat sich der erste Spaß auf dem Downwindschlag nach Nordosten entfaltet.

Hier gab es schon nennenswerte Windwellen auf denen es eine Freude war im Downwindslalom herum zu cruisen. Am Anfang noch mit Downloops am Ende als der Wind stärker wurde nur noch mit dem Kite durch den Zenit gezogen, was beides sofort sehr intuitiv und gut funktionierte.

Eine eindrückliche Charakteristik, die man sonst von Matten so nicht kennt ist: Der Kite will driften, driften, driften, es ist kaum möglich den Kite aus dem Windfenster zu manövrieren und zum kollabieren zu bekommen und das ohne dass der Kite dabei extrem tief im Windfenster stehen würde. Ein Geheimnis ist hier mit Sicherheit der Gewichtsvorteil einer Matte:



Und damit hier keiner der Wave-Schlauchboot Besitzer verwirrt ist

2,0 kg ist nicht das Kite only Gewicht wie bei einem vergleichbaren Tube, sondern das was man mit Tasche und Bar komplett an den Strand trägt. Die Kappe mit Waage und Mixer wiegt weniger als 900 Gramm was eher noch unter dem Niveau eines Flysurfer Lotus liegt und das ohne, das der Kite den Eindruck macht bald auseinander zu fallen.

Beim Manövrieren steht der Kite ohne Barkräfte und ohne nenneswerten Einfluss auf die Fahrt entsprechend extrem neutral im Zenit bzw. auf 11 bis 1 Uhr und hat dabei selbst für eine Matte eine extrem geringe Flydowntendenz die nur im untersten Bereich etwas zunimmt. Oder für Leute die nur Tubes kennen: Im Vergleich praktisch überhaupt kein Flydown.
Wenn man dann beim Cruisen irgendwann doch mal den Schwung verliert, weil so eine Chiemsee "Welle" bei 25 knt eben doch noch nicht so viel kann, dann reicht es einfach die Bar einzuholen und man bekommt sofort abrufbar einen kurzen nutzbaren Impuls vom Kite.
Die Besonderheit ist hierbei, dass man den Kite extrem gut spürt, da die Barkräfte sehr progressiv sind ohne je zu stark zu werden, auch nicht bei langen Upwindschlägen.
Wer sich meine Texte öfters antut ist ggf. schon drüber gestolpert, dass ich beim Barfeedback mit FS Sonic2 und Speed5 nicht besonders glücklich bin. Wenn mit einem FS vergleichbar, dann am ehesten mit dem SonicRace, den aber die wenigsten je geflogen sein werden ... daher ggf. am ehesten bekannt, sagen wir Speed2. Zwischen den letzt genannten Kites gab es bei FS in meinen Augen nichts was an das gute Feedback des ConceptAirs heran reicht.
Eine weitere Besonderheit ist, dass ein winziger 4,5 m² der am Himmel die Form einer kleinen Pizza hat, bei 30 knt nicht wie eine Tüte voller Mücken reagiert, sondern nicht nur durch die progressiven Haltekräfte extrem entspannt, bei kleinen Lenkräften sogar fast träge, bei größeren Kräften aber durchaus auch sehr schnell eindreht, aber eben ohne Gefahr den Kite zu verreißen. Die Radien bleiben in letztem Fall aber trotzdem noch moderat, das heißt der Kite kommt nicht ins Tellern und lässt in den engsten Kurven immer eine gute Spannweite Platz. Was aber bei einem Kite mit projeziert ca. 2,5 m an 23 m getesteten Leinen kein Problem ist. Der Kite hat bei diesen Größenverhältnissen immer genug Platz, um beliebig im Windfenster bewegt zu werden. Auch extrem ausgebauchtes Sinusen funktioniert am untersten Ende sehr gut.



Hier im Vergleich mit Mischas 9 m² SonicRace.

Trotz anfänglicher Befürchtungen war auch das 5 km weite Aufkreuzen bei dann ca. 25-30 knt keine große Sache. Wie im Plot zu sehen waren Winkeln von knapp 50° an den Wind heran möglich, von denen man mit Wave Tubes selbst mit Foilboards und Flachwasser wahrscheinlich meist eher nur träumen kann. Bei 30 knt war der Kite dabei noch völlig stressfrei, ich denke unangenehm wird er meinen 62 kg erst deutlich oberhalb von 35 knt. Für alle Leichtgewichte, die auch bei über 40 knt noch raus wollen gibt es im Übrigen noch halb offiziel einen 3,0 m² der noch nicht auf der Homepage steht.

Die Depower und der Einsatzbereich ist im Vergleich zu FS Kites der letzten Jahre sicher nicht konkurrenzfähig, aber bei einem Kite dieser geringen Streckung darf man auch hier nicht zu viel erwarten. Am Ende aber ggf. doch nicht viel schlechter als z.B. ein PS4. Die Sprungperformance dagegen war zu letzterem sicher auch eher nochmal deutlich schlechter, aber hier auch nicht viel probiert und dafür ist er ja nicht gebaut.

Bekannte Manöver haben dagegen meist trotz der schwierigen Bedingungen bzw. der erstmaligen Kombi: 30 knt + Monofoil + hohe Windwelle, passabel funktioniert, wenn auch Wenden und Halsen meist nur auf dem Deck.


Trotz allem in meinen Augen kein Anfängerkite, was auch am Relaunch liegen kann, aber dazu mehr, wenn ich es selber besser weiß, sondern wirklich ein Kite der für die Welle ist.


Ich kann in aller Bescheidenheit als Binnenland Flachwasser Futzi den ernsthaften Wellen Kitern hier nur empfehlen mal out of the box zu denken und einer Matte für die Welle eine Chance zu geben. Aber bestellt nicht alle gleichzeitig, sonst bekommt Ben einen Herzkasper . Gibt schon ein paar Wellen reitenden Franzosen, die wie ich jetzt weiß, nicht nur aus patriotischen Gefühlen für einen französisch Kanada Hersteller und von diesem Kite begeistert sind.


In Ermangelung eigener Bewegtbilder hier noch ein Video von Steph von Ketos einem sehr guter Foilkiter in leider auch sehr mäßiger Welle mit dem 4,5 m²

https://www.youtube.com/watch?v=UF-3DPomMsY

Und damit fürs erste Gute Nacht.


Geändert von Horst Sergio (30.10.2017 um 11:51 Uhr) Grund: Bilder nochmal rein
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