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Alt 16.09.2002, 22:41   #18
Robin_S
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Reden

... ciao zusammen, da bin ich wieder, glücklich zu Hause gelandet und kann mich unter meiner normalen Identität melden, in Hurghada sass mir bis auf den letzten Bericht immer so ein blöder Ägypter im Nacken und hat alle Computer überwacht, und sich Notizen gemacht, daher habe ich lieber eine unregistrierte Identität genommen, wusste ja nicht was ich alles schreiben werde. In so einem doch sehr muslemisch geprägten Land bin ich doch lieber etwas vorsichtiger, manchmal habe ich mich wie bei einem Besuch in der ehemaligen DDR gefühlt.
Mir war es auf jeden Fall gelegentlich unheimlich...
Also alle die es noch nicht gecheckt haben, Tobi... ist „Robin_S“,
so und jetzt zu Hause habe ich wenigstens auch meine Umlaute wieder...

12.09.02

Für heute ist wieder nur Wind am Vormittag angesagt, bin extra früh Früstücken gegangen. Merke schon das es zwischen den Häusern mächtig bläst. Also lege ich mich nach dem Frühstück heute sicher nicht hin sondern gehe an den Strand. Mein Windmesser zeigt mir 14-15 Knoten, für den 8,4 er eher unter Grenze also entscheide ich mich für den 11,8 er AB. Habe die Risse in der Tube mit Leuko-Tape und darüber Gewebeband (von Innen und Aussen) ausgebessert und ich sehe, dass dies zumindest für eine Zwischenlösung ausreicht.
Super Session, ich warte immer, dass der Wind jetzt nachlässt, aber die Wetterfrösche haben sich wohl geirrt, er nimmt eher noch zu. Nach ca. 2 Stunden komme ich ziemlich erschöpft rein und fahre den Schirm auch am Limit (komplett depowert) . Laufe schnell auf den Steg vor zum Windmessen . -> 17-18 Knoten im Schnitt mit Böhen bis 22 Knoten, draussen sind bestimmt noch einpaar Knoten mehr nicht schlecht... (Messgerät: Windmaster 2) .
Hau mir ne Pizza rein und fülle meine „Wasser-höcker“ wieder auf. Draussen auf dem Wasser trocknet man aus ohne Ende, ist verdammt salzig das Rote Meer.

Es ist inzwischen 16.00 Uhr und der Wind hat nur wenig nachgelassen, (15-16 Koten auf dem Steg), wollte eigentlich etwas entspannter fahren, bin aber zu faul mir den 8,4 jetzt noch zu holen, also wieder mit dem 11,8 er aufs Wasser. Es wird ein super Sun-set kiten, die aller beste Zeit ist ab 16.00 Uhr bis zum Sonnenuntergang, da brennt die Sonne nicht mehr so und das Wasser glitzert golden.

Am Ende betrachte ich noch an Land mein „Fronttube – Flickwerk“, es hat anstandslos gehalten, ich bin zufrieden, werde es aber zu Hause wohl doch nähen lassen.

Langsam kommt hier ein wenig Leben an den Strand, der Splash-Cup hat mit der Einschreibung begonnen und einige der Gäste sind nur extra deswegen angereist...

Abends geht die erste Partyrunde los...


13.09.02

Heute wieder massig Wind, das erste Rennen startet um 11.00 ich schaff’s nicht von Anfang an zu gucken, bin totmüde und habe das Frühstück fast verschlafen. Irgendwie habe ich gestern zu viel Sonne abgekriegt, ich gehe nicht mehr in der Mittagsglut Kiten...
da ist man wie ein Grillhendel am Spiess und das noch im September...

Schaue aus dem Schatten heraus den anderen zu, wie sie um die Wette die Bojen umrunden.
Gegen 15.00 Uhr kann ich mich dann auch endlich überwinden meinen 11.8 er aufzubauen, der Wind hat zum, Glück nachgelassen (13-14 Konten in Schnitt).
Als ich mit meinem Kite und Starthelfer über den Strand zum etwa 500m weiter oben gelegenen Kite-Startplatz marschiere, rege ich mich ziemlich über einen Typen auf, der immer mitten durchs Stehrevier mit seinem 10.0 AB mit einem Abstand von max. 1-2 Metern vom Ufer entfernt höllisch schnell fährt, und dazu dann auch noch super coole 1-2 m Sprünge vollführt.

Als ich ihn darauf anspreche ob er nicht etwas weiter raus fahren will um seine Manöver zu üben, weil ich mich wie wahrscheinlich auch die anderen Personen am Ufer von seinem Schirm bedroht fühlen, erklärt er mir auf irgend einem Schwedisch- oder Norwegisch- Englisch, dass er seinen Schirm gut beherrsche und er deshalb hier fahre weil draussen weniger Wind sei. (Blödsinn...)
Als ich ihn noch darauf hinweise dass die ca. 5-6 Kite – Schüler im Flachwasser ihre Schirme aber noch nicht so toll wie er unter Kontrolle hätten, winkt er nur abweisend ab, meint er könne da ohne Probleme zwischen ihnen hindurch lenken und zischt wieder ab...

Super, ich wünsche ihm dass er sich alle Knochen bei seinen blöden Sprüngen bei 30 cm Wassertiefe bricht und gehe weiter. Genau solche Leute braucht unser Sport, die „posend“ direkt am Strand hin und her flitzen müssen und bei einem Absturz unbeteiligte verletzten...

Ansonsten wurde es für mich wieder ein super Ride mit zunehmend höheren Sprüngen, wobei ich auch immer mehr direkt gestanden habe, jedoch bin ich von allen möglichen Drehungen und stylischen Einlagen weit entfernt.

Nach 2 Stunden reicht es mir wieder und ich komme vom Wasser.

Meine Fussverletzung macht mir erstaunlicher Weise beim Kiten wenig zu schaffen, nur beim Laufen im Sand und über unebenem Boden merke ich sie doch deutlich.
Aber ich bin ja zum Glück nicht zur Wüstenwanderung da...

Ausklang am Abend wieder bei der Splashparty...
Am späten Abend kommt dann während der Party, in schon deutlich angetrunkenem Zustand der Schweizer Surflehrer zu mir und fragt mich, wie schwer ich eigentlich sei.
Ich erwidere so ca. 95 kg und frage erstaunt wieso. „Na ja“ meint er, „sie hätten sich alle gefragt wieso ich denn immer so grosse Schirme fliegen würde...“ und trottet von dannen.
Erst bin etwas erstaut über die Frage aber dann fällt mir ein, dass er vor 2 Tagen mit seinem Kiteschirm kurz nach mir aufs Wasser gekommen war und dann gnadenlos nach Downwind abgtrieben wurde, so dass sie ihn kurz vor dem Riff mit dem Boot retten mussten.
Wahrscheinlich hatte er sich an meinem Schirm (AB 11.8) orientiert und die Grösse war für seine von mir geschätzten 65 kg wohl etwas überdimensioniert.


14.09.02


Schnief ,... letzter Tag, hätte ich gewusst dass der Splash-Cup jetzt stattfindet, dann hätte ich wohl noch eine Woche mehr Urlaub genommen. Jetzt ist nämlich endlich was los, vorher war hier beim Surfcenter abends meist tote Hose...
Wenn man Party will sollte man sich die Events raussuchen, denn das Animationsprogramm vom Hotel ist nicht wirklich der Renner...

Gehe nachdem ich alles gepackt und beim Hoteleingang verstaut habe, gehe ich mit meinem 8,4 er an den Strand, will noch so viel wie möglich Kiten.
Man-o-mann, mich weht es fast mit dem noch verpackten Kite weg. Gehe als erstes Messen, 22-26 Knoten, hmmm eigentlich müsste der 8,4 er gehen. Briddles sind weg, (am 2- Tag gerissen) also ist er noch besser depowerbar. Baue also auf. Man, verdammt böig, der Wind.
Unterdessen kämpfen die Splash-Cup-Teilnehmer im 2. Rennen um die Plätze...

Nur der tolle Norweger oder Schwede ??? zieht wieder mit einem 5,6 er Freeair im Abstand von 1 Meter zum Strand im Knietiefen Wasser seine Bahnen, wenigstens sind bei diesem Wind keine Schüler draussen, die er umfahren kann...

Starte meinen Schirm, läst sich gut depowern, fühlt sich aber sehr zappelig an. Ziehe die Bar nur wenig zu mir und ,... wowww, was für ein Zug . Werde gleich von einer Böe erfasst und fast einen meter hoch gehoben, plumse zurück,
Muss schleunigst raus aus dem Flachwasser....

Steure also ins tiefere Wasser hinaus, da geht’s erst richtig ab.
Das Wasser ist heut ziemlich kappelig, doch ich komme super mit meinem Board (AX 160) zurecht. Böen wechseln sich ab mit weniger Wind. Plötzlich ein massiver Zug, der Schirm senkt sich aus ca. 40° auf die Wasseroberfläche runter, kann ihn gerade noch vor dem Wasser abfangen (er fliegt ca ½ m über dem Wasser), ich depowre voll, der Schirm zeigt sich unbeeindruckt.
Ich versuche mehr Backside-Kante zu geben, geht schwer, wenn der Oberkörper sich komplett vorbeugt um zu depowern...
Höllenritt ich schiesse über das Wasser wie ein Schnellboot, (schätze meine Geschwindigkeit im nachhinein auf ca. 55-65 km/h)
Versuche die grossen Wellen durch in die Knie gehen zu schlucken. Bin jetzt immens froh einen Helm auf und eine Schwimmweste anzuhaben, ein Sturz bei dieser Geschwindigkeit kann leicht eine Gehirnerschütterung mit Bewusstlosigkeit zur Folge haben. Komme mir vor als würde ich eine schwarze Buckelpiste mit dem Snowboard downhill fahren.
Schaffe es endlich den Schirm langsam hochzuziehen, die Böe lässt nach. Puuuhhh, war das ein Ritt, als wenn man hinter wild gewordenen Pferden hinterhergezogen wird...

Achte jetzt darauf dem Wind nicht mehr so viel Schirm zu bieten und die Geschwindigkeit früher zu drosseln.
Trau mich wieder mehr, der 8.4 ist genial zum Springen, selbst wenn man ihn zuspät wieder in Fahrtrichtung lenkt ist er so schnell, das man fast immer Vortieb hat und selten ins Wasser zurück plumst...

Habe das Handling langsam auch bei Böen raus, setze wieder zu einem Sprung an. Komme ca. 1 Meter aus dem Wasser raus, da passiert es,
Der Schirm klappt auf der linken Seite auf und ich falle ins Wasser zurück, das gibt’s doch nicht, nicht schon wieder Leinen gerissen und das am letzten Tag.
Der Schirm weht aus, ich hole schnell erst einmal die gerissenen Leinen ein, damit sie sich nicht wie letztes mal um meine Beine beim Schwimmen wickeln. Wickle dann die beiden noch am Schirm befestigten Leinen auf. Diesmal bin ich ca. 1000 Meter vom Strand entfernt. Gerade als ich meinen Schirm erreiche und die Luft aus der Fronttube lasse ist auch schon das Rettungsboot da. Bin froh... kletter rein...

An Land erst einmal Schadensbilanz , es sind nicht die Leinen gerissen, sonder die ca. 5 – 10 cm langen Verbindungsstücke zwischen Leinen und Kite. So ein Mist. das darf doch nicht sein, die müssten doch mehr aushalten als die Leinen und ausserdem sind diese Schnurstücke aus dem selben Satz wie die gerissenen Briddles zu Beginn meines Urlaubs. „Ärger“....

Ich frimel also die Schnüre langsam wieder auseinander und wickle sie wieder auf die Bar, danach hole ich die Ansatzschnüre vom 11,8 aus dem Gepäck (es sind die gleichen). Nur so schnell geht es dann doch nicht. Die ganze Aktion hat mich 2,5 Stunden gekostet. Trinke noch einen Kaffee,...

Inzwischen hat der Wind wieder nachgelassen, mein Windmesser zeigt ca. 18-19 Knoten...

Jetzt trauen sich auch andere Kiter aufs Wasser und ich gehe natürlich auch wieder raus.

Bei ca. konstanten 20 Knoten ist das ganze jetzt total lässig. Wird schliesslich doch noch ein guter
Abschluss, mit Sunset-kiting, ich bin zufrieden...

Abend’s dann wieder Party, heute mit Schaum.
Kann nur bis 24.00 Uhr bleiben, werde zum Flughafen abgeholt.

Flieger geht um 2.30 Uhr , schlafe fast die ganze Zeit , Ankunft um 6.20 Uhr, mein Bruder holt mich ab... super, dass das klappt...

Abschliessend muss ich sagen, hat sich der Urlaub super gelohnt, mich haben diese 2 Wochen sehr viel weiter gebracht. Jetzt kann ich glaube ich von mir behaupten, mit der Materie doch einigermassen gut umgehen zu können. Habe einige Blessuren am Material und Mir einstecken müssen, aber wie Tommy Friedl zu mir sagte als ich ihm die Risse in der Frontube zeigte,
“ Wo man hobelt, fallen Späne“, aber am aller wichtigsten ist doch dass es Spass gemacht hat und man erkennen kann dass man sich weiterentwickelt hat, nach dem Motto: „Pushing the limits“...


Hurghada ich komme wieder, ich weiss zwar nicht wann, aber dass ich wiederkomme, das weiss ich...

Allen denen die Reise noch bevorsteht wünsche ich genügend Wind, und eine schöne Zeit, und dass sie das einen oder andere aus diesem Bericht verwerten können...

So long, c.u. on the water, hang loose,

Euer Robin alias Tobi...


Ente gut alles gut...
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