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Alt 24.10.2018, 14:25   #20
psi
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Zitat von unwantedloop Beitrag anzeigen
der kundensevice von heute ist durch den kunden geformt.
...und umgekehrt. Ich würde diese Kausalität auf wechselseitig erweitern und sogar noch um die Beziehung bzw. Abhängigkeit zwischen Hersteller und Shopbetreiber erweitern.

Den qualitativen Verfall von Kundenservice und Beratung nur auf die "bösen" Kunden zurückzuführen, die Beratung und Anprobe im Shop ausnutzen und anschließend billiger im Netz kaufen, ist meiner Meinung nach zu einfach gedacht.

Es findet doch seit Jahren, und aktuell stark befeuert durch social media, ein zunehmender und gnadenloser "sellout" von beach- und surf-lifestyle, darunter halt auch Kitesurfen statt. Sellout hier im Sinne von "the act of doing something selfishly for money, without considering principles or damage to others". Money kann heutzutage mit Klicks, Likes und Abos gleichgesetzt werden.

"How to quantify yourself?" ist zur Frage einer ganzen Generation von Kitekunden, Kitesurf(pro)-Youtubern, Kiteshopbetreiber-Youtubern, größeren Kiteshops, und vieler großer Kitehersteller geworden. Nur wenige fragen sich in diesem Game noch "how to qualify myself?" Scheint auch gar nichtmehr nötig, weil das System für die Großen funktioniert. Der Kunde lässt sich brav hechelnd verblenden, filmt sich noch selbst mit dem neuesten verschlimmbesserten Material und der Rubel rollt wie in einer sich selbsterfüllenden Prophezeiung. Noch nie haben sich sowohl Kunden als auch Shops für die Hersteller/Marken so stark prostituiert wie heute. Wenn der Fi.. bzw. Klick so billig ist, sucht man Qualität dann halt vergebens. Und unabhängige, gute Beratung sowieso.

Diese jährlichen sogenannten Dealermeetings kann man nicht selten unter dem Motto "Wenn der Blinde den Blinden führt..." betrachten. Da bringen dann mittelmäßige Kiter schlecht bis mittelmäßig kitenden Kiteshop- und Kiteschulbetreibern das neueste Marketing- und Katalog-Blabla bei, mit dem sich die Produkte dann am schnellsten an sowieso schon kaufwillige Fanboys verkaufen lassen. Da gibt es dann quasi gar keinen Bedarf mehr an qualitativer und fundierter Beratung...

Ich aber möchte von einem Shop beispielsweise nicht ein Verkaufsgespräch und Lobgesang über Rebel und Boost ans Ohr gelabert bekommen, wenn ich Datailfragen zu einem Enduro stelle, den ich beabsichtige sogar bei ihm zu kaufen. Vorallem nicht, wenn die Gründe sind, dass der Verkäufer nix über Enduro weiß, weil er sowieso nur Matten fliegt, weil die Rebel-Eltern ihr Hauptqartier oder Lager nur zwei Straßen weiter haben und FS auch nah sind.

Ich habe auch einige Zeit gebraucht um zu checken, dass hinter den meisten großen Schnackern, Verkäufern und Kitelehrern höchstens mittelmäßige Kiter stecken die häufig weniger Ahnung und Skills haben als man selbst. Dieses Phänomen des Verfalls von Beratung und Kundenservice betrifft meiner Meinung nach aber eh fast alle Branchen im Einzelhandel.

Um etwas weniger pessimistisch abzuschließen sei gesagt, dass es definitiv noch die kleinen Perlen gibt bei denen alles stimmt, Qualität des Materials, Beratung, Kundenservice, Herz am rechten Fleck, und obendrein noch viel Erfahrung und Können auf dem Gebiet das sie bedienen! Hoffentlich bleiben sie noch ein Weilchen über Wasser!


Geändert von psi (24.10.2018 um 14:50 Uhr)
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