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Alt 30.10.2016, 22:09   #18
Marc66
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Nur um mal eine Gegendarstellung zu haben: ich bin am Wochenende gleich 2x mit einem Speed 5 15 geschwommen und habe mich ernsthaft gefragt wer in aller Welt so was denn jemals für alltagstauglich gehalten hat. Wind lag anfangs bei gut 7, später zwischen 9 bis gut 12 Knoten mit ordentlich Windlöchern und Abdeckungen in Landnähe. Start auf Rasen war absolut problemlos (egal ob in 45° Winkel oder voll in der Powerzone), ab und zu haben die Flügelenden aber doch länger gebraucht und einmal musste ich den Schirm komplett stallen weil sich ein Stabilo so verhängt hat, dass da nichts mehr zu machen war (immerhin: der Schirm stand trotzdem sauber am Himmel und hat nicht abgedreht).

Möchte allerdings mal wissen zu welchem Verhältnis das Drehverhalten vom Speed 5 verglichen wird, wenn man das als schnell drehen bezeichnet. Habe einmal auf dem Wasser beim Restart (fahre Diri, bekomme die Halse nicht hin, also absteigen, Board drehen und wieder losfahren) mal extra gezählt und bin bei voll eingeschlagener Bar auf 6 Sekunden gekommen bis der Schirm angefangen hat sich mal vom Zenit in Richtung Wasser zu bewegen (Wind knapp unter 10 Knoten, hat nebenbei bei beiden Versuchen nicht gereicht die Höhe zu halten!), während mein 13er Rebel schon nur durchs Gewicht von der Fronttube beim kleinsten Einschlag Richtung Wasser stürzt (zugegeben: in die andere Richtung wird's dann enger, während es den Speed nicht gross interessiert in welche Richtung es geht, muss der Rebel wirklich ohne Zug an der Bar rauffelenkt werden, sonst fällt er bei unter 10 Knoten rückwärts ins Wasser).

Beide Schwimmeinlagen waren einem Strömungsabriss an der Fronttube zu verdanken (wie erwähnt: beide male 50-100 Meter vom Ufer entfernt, war wohl etwas Luvstaub und auch sonst etwas mehr verwirbelter Wind). Beide Male ist das Tipp in Flugrichtung (also das "untere) bei hoch geflogenem Schirm (wollte gerade anhalten um zu drehen) gegen hinten geklappt worden (wie Seitenklapper beim Gleitschirm) und der Wind hat dann das Tipp sozusagen hinter dem Schirm hochgeschoben. Dann war so wenig Spannung auf den Leinen, dass man mit der Bar machen konnte was man wollte, war nur eine Frage der Zeit bis das offene Tipp zu einem 360er ansetzte, welcher dann als Mega-Bonbon auf dem Wasser endete.

Ausser dass man keine Ahnung mehr hat wo eigentlich unten und oben ist (der Schirm sieht aus wie ein gewrungenes Handtuch mit einem halben Knoten drin) kommt noch dazu, dass die Bar absäuft (zu wenig Volumen im Schwimmer), was die Sache auch nicht erleichtert.

Richtig lustig wird dann die Self-Rescue - denn die geht eigentlich gar nicht. Grund ist das viel zu klein dimensionierte Auslass-Ventil bei dem man die Luft schlicht nicht rausbekommt (nebenbei: gleiches Theater beim zusammenlegen auf Rasen, ist meines Erachtens unterdimensioniert und nur halb so gross wie die Entflügung unserer HQ Hydra Trainermatte war). Zum Glück hat mir beim ersten Ausstieg der Eigentümer des Privatgrundstücks geholfen (beim zweiten mal konnte ich nach der Schwimmeinlage gerade so am Rand eines Schilfgebietes auf Grund stehen und den Schirm auf dem Waveboard irgendwie auf Packmass zusammenwürgen). Hätte ich nur ein Bidi gehabt, hätte ich ganz schön blöd ausgesehen.

Klar: Anfänger, keine Ahnung von Matten (Gleitschirm ist irgendwie doch was ganz anderes, weil da eigentlich immer die Fall-Komponente noch ins Spiel kommt was irgendwann jeden Schirm wieder öffnen lässt) und Windbedingungen welche fürs Üben nicht optimal sind - aber von Alltagstauglich kann da kaum eine Rede sein, zumindest nicht wenn man einen Vergleich zu einer aufblasbaren Variante anstellt. Richtig ist allerdings, dass die Matte deutlich länger stabil in der Luft bleibt, nur nützt das nichts, wenn man die Höhe nicht halten kann und unweigerlich in Gebiete abtreibt wo man eben auf Self-Rescue angewiesen ist. Um das auch zu sagen: ich war nicht alleine, andere welche ihre aufblasbaren 17er ins Wassser geschmissen haben, mussten auch schwimmen (kleiner Vorteil allerdings: die lassen sich über die Steuerleinen selbst auf dem Wasser treibend noch ein bisschen Richtung Land dirigieren, während ein Bonbon nur eine Richtung kennt - voll vor dem Wind). Seitens Power Hat im direkten Vergleich ein 17.5er (Liquid Force, Fahrer mit Nugget, ebenfalls Straplesss aber höheres Fahrkönnen) sichtlich mehr Druck gehabt als ich mit dem 15er Speed und einem 5.8er Celeritas - irgendwo lässt sich mehr Fläche einfach nicht mehr durch bessere Aerodynamik verdrängen.

Den theoretischen Vorteil von einfacherem Auf- und Abbau will ich nicht abstreiten (ist schon weniger Kram den man mitschleppt), allerdings ist man eben trotzdem nicht schneller. Denn wenn man die Leinen zig-mal kontrollieren muss (beim Aufblasbaren bemerkt man spätestens beim Start mit Starthelfer wenn man was verdreht hat) und die halbe Ewigkeit bis man den Kite entlüftet hat um ihn zusammenzulegen (im Gegensatz zu Stöpsel ziehen) machen all den Vorteil wieder futsch. Erschwerend kommen Startplätze mit wenig Platz in Lee (z.B. haben wir einige wo man auflandig im Wasser steht und an Land Bäume stehen mit Baumkronen über dem Aufbauplatz, heisst auch, dass es dort im Herbst massenhaft Äste und sonstigen Kram hat welcher sich in den Leinen verhängen können, das letzte mal haben zudem Algen zu Problemen geführt wenn der Schirm mal im Wasser lag). Was beim Start ja noch irgendwie machbar ist (zur Not vorfüllen und aufs Wasser ziehen), wird beim Landen dann lustig - wie soll man denn bitte eine Matte stilllegen, wenn man bis zum Bauchnabel im Wasser steht und paar Meter hinter dem Wasser schon eine Mauer und hohe Bäume darauf warten Löcher ins Material zu reissen? (Landehelfer ist da immer sehr hilfreich, aber die anderen sind ja auch mal auf dem Wasser und dann steht man ganz schön blöd da).

Wie erwähnt: soll nur mal eine kleine Gegendarstellung sein (war meine Ersterfahrung mit einer Matte, das letzte Mal als ich wirklich schwimmen musste war in der Schulung, als mir eine Leine gerissen war, ist schon geraume Zeit her) und erlich gesagt bin ich mir noch nicht so sicher ob ich auf Dauer mit einer Matte glücklich werde (hab mir das Ding vor allem auch hinsichtlich Snowkite-Plänen zugelegt, wenn mich das Teil da auch nicht wirklich vom Hocker haut, steig ich wieder um auf "ordentliches" Material). Gestört hat mich vor allem das "teigige" Gefühl an der Bar (alles geht verzögert im Vergleich zum Rebel) selbst Depowern funktioniert nicht wirklich (ein paar Zentimeter weniger Zug an der Bar und der Rebel schluckt die Bö einfach weg, beim Speed passiert erst mal gar nichts und wenn man die Bar dann nochmal deutlich wegschiebt ist nicht einfach der Druck weg sondern der Schirm nur weiter am Windfensterrand - wo ich ihn aber mit dem Waveboard gar nicht haben will. Vielleicht passt das einfach besser mit einem grossen LW-Bidi?

Kurz: für mich (der nur bisschen hin und her fährt und Strapless sowieso nicht springe) war der Speed in den 6 Stunden am Spot zwar überraschend, aber nicht im Sinne von "Wau" sondern eher im Sinne von "wer tut sich so was denn freiwillig an". Da ich so schnell nicht kleinzukiregen bin (bekommen andere ja schliesslich auch hin ) werde ich es weiter versuchen, aber erstaunt wäre ich nicht, wenn ich mich nächsten Frühling doch wieder für einen Wechsel entscheiden würde. Habe nur paar Tage pro Jahr wo ich überhaupt aufs Wasser komme, da habe ich schlicht keinen Bock auf irgendwelche Zickereien seitens Material, das muss 100% funktionieren, ohne wenn und aber. Ob da eine Matte das Richtige ist, lässt sich schwer im Voraus sagen, aber - ich bin ja am Testen, damit ich mich selber entscheiden kann. Und genau das dürfte für die Meisten Interessenten die richtige Lösung sein um sich zu entscheiden. Kleiner Rat: in der Zwischenzeit ordentlich ins Hallenbad gehen und Schwimmen trainieren, ich hab trotz Impact-Veste mit ordentlich Restauftrieb ordentlich Muskelkater nach den gestrigen Schwimmeinlagen

Der Speed sollte eigentlich meinen Core XR2 17 LW ersetzen (leider schon verkauft), funktioniert aber nicht wirklich. Zwar ist die Matte deutlich einfacher im Starthandling (habe schon oft lange gewartet bis mir jemand Starthilfe gegeben hat, war oft ganz alleine am Spot), aber bei 10 Knoten die Höhe nicht halten zu können, ist mir nie passiert, da hatte der 17er einfach doch mehr Druck. Den Speed hab ich nie absichtlich ins Wasser geschmissen und die 2x die er drin war, war er unstartbar, kann somit nicht sagen wie es wäre, wenn man den Schirm einfach nur aufs Wasser legt (zudem sind 12 Grad Wassertemperatur ohne Ausstiegsstelle unterhalb vom Startplatz nicht wirklich geeignet um zu testen wie oft man über Privatgrundstücke latschen kann bevor einer die Schrotflinte bemüht oder zumindest die Polizei anruft).


Geändert von Marc66 (30.10.2016 um 22:22 Uhr)
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