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Alt 27.12.2013, 21:42   #1
solmail
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Standard Mehrere Ventile günstig selbst geklebt am Beispiel von North 2009 / 2010 Evo / Rebel

Stand 1.1 10.04.2014 Änderungen / Neues in Blau

Stand 1.0 27.12.2013

Hallo Zusammen

Wie vielleicht der ein oder andere auch, hatte ich Probleme mit 2008,2009 und 2010 North Kites bzw.deren Ventilen, bzw. dem Kleber derselben.

Der GAU war dann, dass sich im letzten Ägyptenurlaub bei meinem 14er + 9er Evo 2009 sowie 11er Rebel 2010 viele Ventile gleichzeitig lösten.
Bei genauerer Prüfung zu Hause stellte ich fest, dass alle Ventile mehr oder weniger lose waren.

Die meisten Ratschläge im Netz raten zu Selbstklebe-Ventilen, das wäre aber bei z.B meinem Rebel mit One-Pumb und 12 Ventilen schon fast ein finanzieller Totalschaden. Eine andere Lösung musste also eher.

Da ich schon im Vorfeld immer mal einzelne Ventile geklebt hatte wusste ich, dass die meisten anderen Kleber eher keine Dauerlösung sind, z.B. der bei North beiliegende, Gluefix, Pattex für Kunststoffe usw, hält alles, löst sich aber nach einer Weile wieder, manche schneller, manche langsamer.

Auch der Kontakt mit mehreren Klebstoffherstellern inkl. Henkel zeigte, dass das Kleben dieses Materials schwierig ist.

Das Problem bei dem Bladder-Material ist, dass es, zumindest bei North, Thermoplastisches Polyurethan ist. Und dieses lässt sich nur von wenigen Lösungsmitteln „anlösen“ und nur von wenigen Klebstoffen „greifen“.

Isocyanat greift sehr gut, dichtet aber nicht gut ab und wird brüchig. Toluol- haltige Kleber gibt es für Privatpersonen kaum zu kaufen.

Die Lösung die ich schließlich gefunden habe ist der Kleber Aquasure von McNett.
Es ist ein Polyurethane Prepolymer Kleber, der sehr gut dichtet mit DIPHENYLMETHANE-4,4'-DI-ISOCYANATE und (vormals Toluol) Xylene, welches TPU an lösen kann.

Mit diesem Kleber und dem nachfolgenden Verfahren habe ich unter anderem meinen Rebel 11m² 2010 an 12 Ventilen geklebt, alle auf Anhieb dicht. Somit kostet die gesamte Reparatur von 12 Ventilen unter 10 €.

Alle Dicht nach 6 Wochen auf Sal, Kapverden, nach mehr als 15 Tagen auf dem Wasser (mit diesem Kite) und in der Welle inkl. 2 Waschgängen, 1x BUM, weitere 10 Tage im Auto gelegen, dort bei 30-40° Temperatur im Wagen (Langzeitergebnisse stehen noch aus). Siehe Ergänzungen und vor allem ganz am Ende des Textes

Die Klebestellen sehen aber immer noch top aus.

Alle Angaben natürlich ohne Gewähr und Nachahmung auf eigene Gefahr. Es wird keinerlei Haftung übernommen, da dieses nur eine Meinungsäußerung darstellt, ein Bericht wie ich meinen Kite repariert habe.

Bei Nachahmung Gebrauchsanleitung und Sicherheitshinweise beachten und Schutzausrüstung wie z.B. Schutzbrille tragen. Kleber im freien verwenden oder für sehr gute Lüftung sorgen.

So habe ich es gemacht:

Nachdem man die Ventile von der gelöst hat sehen sieht man meist deutlich die alten Kleberreste. Evtl. muss man das Ventil eine Zeit in 60-80° Wasser legen, um es zu lösen. Meine gingen alle so ab.



Um sie dann wirklich richtig sauber zu bekommen habe ich sie in Alkohol eingelegt. Ich habe Ethanol verwendet. 2008er waren nach etwa 12h leicht zu reinigen, 2009er nach etwa 24h in Alkohol. 2010 waren am schwierigsten, 48 Stunden Alkoholbad und dann lange mit dem Fingernagel drüber reiben.
Wenn man den Kleber komplett entfernt hat werden die Ventile schön sauber und "durchsichtig" wie wie Glas (hier schon mit aufgetragenem Kleber).



Ich habe sie danach noch mit einer Messingdrahtbürste und danach mit sehr feinem Schmirgelpapier, wie es den North Patches beiliegt bearbeitet.

Die Bladder habe ich auch mit Alkohol gereinigt, über z.B. ein Einmachglas mit einem Gummi gespannt, mit sehr feinem Schmirgelpapier (wie es den North Patches beiliegt) leicht!! aufgeraut, ein Stückchen Zewa von innen in unter das Loch, damit man die Bladder nicht verklebt (das Tüchlein kann drinnen bleiben) und noch einmal vor dem Kleben kurz mit Alkohol gereinigt.



Ventil nicht zu viel mit dem Kleber, gleichmäßig eingestrichen, genau über dem Loch angedrückt. (Kleberpropfenbildung in die Bladder möglichst vermeiden, da das Aufnahmevermögen des Tüchleins begrenz ist und evtl. das Rückschlagventil verstopft) Genaues Positionieren des Ventils über dem Loch ist für manche Rückschlagsventilarten besonders wichtig.


Einen passenden Ring, den man vorher z.B. aus Holz angefertigt hat auflegen.



Ein Gewicht auf den Ring, und dann langsam, ohne das Ventil zu verschieben, an dem ring drehen um Lufteinschlüsse rauszudrücken und den Kleber gleichmäßig zu verteilen.




Bei One-Pump LEs kann man auch eine ganze Batterie auf einmal kleben.



Über Nacht trocknen gelassen, dann vorsichtig dass Tüchlein von der Klebestelle gelöst. Es kann in der Bladder bleiben, oder man kann es auch vorsichtig rausfischen, vor allem bei einer LE geht es gut am Auslassventil zu „fischen“.







Nachdem von 24 Ventilen nach intensivem Gebrauch sich 3 wieder gelöst hatten habe ich noch folgende Verbesserung. Die 3 Ventile waren am „akkuratesten“ geklebt, das heißt, sie hatten am wenigsten Kleber und so gut wie keinen „KleberRand“ außen herum um das Ventil. Daraufhin habe ich noch einmal eine dünne Schicht Kleber über den Rand des Ventils/Bladdermaterial rundherum gelegt. 2-3mm über das Ventl und bis zu 5mm über das Bladdermaterial. Die 2 Kites wurden danach intensiv genutzt, 1ner als Schulungskite für etwa 30 Stunden, inkl. vielen Waschgängen und „Peng!“ und einen für mich selbst zum anfänglichen Üben von Rotationen und Kiteloops inkl. Waschgängen und „Peng!“
Seitdem hat sich kein Ventil mehr gelöst.

Ich empfehle also grundsätzlich nach dem grundlegenden Klebevorgang und Trocknung noch eine 2te „Naht“ rundherum und drüber, also über den Rand des Ventils und den Übergang zur Bladder, zu legen.


Sollte es beim Langzeittest neue Ergebnisse geben, werde ich die hier reinschreiben. Bisher bin ich von dieser Verklebung absolut überzeugt


Geändert von solmail (10.04.2014 um 19:08 Uhr)
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