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Alt 31.12.2017, 08:19   #12
mangiari
es geht aufwärts!
 
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Zitat von Canide Beitrag anzeigen
hast du Erfahrung mit früheren Versionen der Soloshot?
Was genau interessiert Dich denn? Hab schon relativ viel mit Soloshot2 und DSLR drauf gefilmt.
Insbesondere für schwere Kameras hat mich der Aufbau mit dieser Walze oben und damit Schwerpunkt des Systems weit außerhalb des Drehpunkts stark gewundert. Die Mechanik hat auch ziemlich viel Spiel, also man kann die Walze oben um ein Stück hin und her kippen, weil da ein Getriebe verbaut ist. Ist mir bissl schleierhaft warum man das so gemacht hat und nicht die üblichen Brushless Motoren benutzt hat, wie sie bei den diversen Gyro-Systemen Standard sind. Mein Zhiyun Crane ist mechanisch jedenfalls viel feiner und kommt mit wesentlich weniger Strom für die Motoren aus. Dafür muss man ihn halt auch gut ausleveln, damit die Motoren nicht die ganze Zeit gegen die Schwerkraft arbeiten.

Ich habe mir auch für den Soloshot2 eine kleine Aluplatte mit 1/4 Zoll Gewindelöchern gemacht, so dass ich wenigstens das Gewicht zwischen Objektiv und Body der Kamera halbwegs über dem System habe, dann muss der Tilt-Motor nicht schon in der Horizontalen so hart arbeiten. Das vertikale Tracking hab ich eh meist ausgeschaltet, weil es nicht besonders gut funktioniert und dann gerne der Kiter aus dem Bild verschwindet. Kommt halt drauf an was man filmen will. Newschool/Wakestyle braucht ja lange nicht so viel Höhentracking wie Oldschool. Wer die geilsten 20m Sprünge filmen will und den Rider nah drauf haben will, wird viel Ausschuss haben und oft nachjustieren müssen. Hier hat es mal halbwegs geklappt, ist aber eher die Ausnahme. In der Aufnahme sieht man aber schön das Zitterproblem. Liegt vermutlich hauptsächlich an dem Spiel im Getriebe und der Wind wackelt dann die Cam. So hochfrequentes Wackels lässt sich auch schlecht stabilisieren, zumindest wenn man nicht Raw filmt. Man sieht in den Einzelbildern, dass dadurch schon die Footage relativ unscharf wird, da kann man zwar die Bewegung raus rechnen, aber das Ergebnis ist natürlich trotzdem matschig im Vergleich zu ner smooth geführten Cam. In der nächsten Einstellung sieht man den Aufbau, die Cam stand vor Wind ungeschützt am Strand, Wind von hinten voll drauf. In der Szene vermutlich so 25Knoten.

Hier andere Aufnahmen, da hat es wohl eher immer so um die 10 Knoten und das Bild zittert dementsprechend nicht. Dafür war hier das Tracking häufig nicht ganz perfekt, also der Fahrer häufig nicht mittig im Bild. Die Aufnahmen wo das ganz extrem störend ist, hab ich natürlich für den Film nicht verwendet.

Insgesamt muss man sich schon viel mit dem System beschäftigen, also für den typischen "ich hab von der Frau ne GoPro bekommen und pack die mal auf den Helm/in den Kite" Menschen, der dann alles ungeschnitten auf youtube hochlädt, vermutlich eher nichts. Man muss schon häufig mal die vertikale Ausrichtung, das Framing und Tracking kontrollieren, dann darf man nie mit dem Sender nah an das System ran kommen, weil es sonst nicht nur völlig chaotisch in der Gegend herum dreht, sondern nachher auch komplett verstellt ist (was ich nicht verstehe). Also einmal zu nah an der Cam vorbei gefahren, ist jede weitere Footage wertlos, wenn man nicht nochmal neu justiert.

Ich hab insgesamt 3 Sender, weil wir ja in dem Ägyptenvideo zu dritt vor der Cam rumhampeln. Ich habe die Cam dabei so eingestellt, dass der näheste Sender verfolgt wird. Das ist aber sehr schwierig unter den Leuten abzustimmen, ich habe jede Menge geile Action verpasst, weil das System mitten im Sprung/Trick plötzlich woanders hin fährt, wo ein anderer Fahrer vermeindlich näher ist. Insbesondere wenn man nicht genau aus Luv filmt, ist das häufig ein Problem. Außerdem braucht das System auch nen Moment bis der neue Fahrer smooth verfolgt ist, also so Tricks vor der Cam mit 5 Sekunden Abstand funktionieren gar nicht. Bin inzwischen eher dazu über gegangen dass nur einer den Sender hat und man sich abwechselt.

Ein Prinzipbedingtes Problem ist auch, dass der Soloshot Robot ja keine Ahnung hat was man vor hat. Er fährt halt die Cam hinterher. Da das ganze smooth passieren soll, ist es ein prinzipielles Problem wie schnell man auf Richtungsänderungen reagieren soll. Reagiert man zu schnell, wird das System extrem unruhig. Man sieht das oft in meinem Snowkitevideo, dass die Cam mal fährt, dann wieder bremst, dann wieder fährt...
Jemand der weiß wo der Rider lang will, kann hier natürlich die Cam viel flüssiger führen und kleine Kursabweichungen ignorieren.
Ein bisschen macht das Soloshot ja auch, aber zu viel geht halt nicht, sonst würde der Fahrer bei einer spontanen Wende halt komplett aus dem Bild eiern. Der Human-Cam-Robot erkennt halt die Wende an Körperbewegung und Kitesteuerung, während Soloshot erst die Geschwindigkeitsänderung feststellen kann.

Das klingt jetzt nach viel Gejammer und Problemen, alles in allem finde ich das System aber sehr wertig verarbeitet und auch das Tracking und die Steuerung sehr beeindruckend. Es ist halt kein einfaches Problem, was da von einer sehr erschwinglichen Technik ziemlich ordentlich gelöst wurde. Mit einem Budget im 100K Bereich, geht das natürlich besser, wie man an Fernsehaufnahmen von Fußball und ähnlichem sieht.


Geändert von mangiari (31.12.2017 um 08:57 Uhr)
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