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Alt 25.04.2011, 19:26   #3
Betonklotz
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Tag 2 (Karfreitag, 22.04.2011)
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Guten Morgen, hat hier jemand warmes Wasser am Vorabend bestellt? Nein, na gut dann gibt es auch keins... Folglich steht nur eine eiskalte Katzenwäsche nach dem Aufstehen an, schließlich dürfte es in der Ostsee auch nicht wärmer sein. Zumindest von der Temperatur ein toller Vorgeschmack auf das was mich in den kommenden Tagen noch erwartet.
Auf zum Frühstück, das heute im Zollhaus Rügen aus einer Scheibe Graubrot und vier Scheiben geröstetem Toast bestand, das musste reichen. Ob es wenigstens schmeckt, ob ich satt geworden bin? Wenn interessiert das schon, Ch. jedenfalls auf keinen Fall. Was sollte am Vorabend bloß die Frage von Haiko was für Brötchen ich gerne mag (übrigens: dunkle Körnerbrötchen sind superlecker)? Hoffentlich verlangt von mir heute niemand sportliche Höchstleistungen in der Ostsee oder am Kite. Eier (die benötigt der Osterhase), Nutella, Brötchen, Müsli o.ä. Luxus gibt es heute auch nicht, bin wohl ein Überraschungsgast den niemand erwartet hat. Die asiatische Familie mit Berliner Kennzeichen am Tisch und der Wohnung neben mir waren besser ausgerüstet und haben erst einmal ein Glas Nutella für den Nachwuchs hervorgezaubert, dafür haben auch sie auch kein warmes Wasser und „nur“ Toast ;=) Auf meinen Kommentar zum Warmwasser hin gleich noch einen Spruch der Marke „ihr Städter könnt noch nicht mal einen Wasserhahn bedienen“ gehört, aber auch erfahren, dass jemand heute im Laufe des Tages vorbeischaut und sich die Warmwasserversorgung mal genauer anschaut. Es kann also evtl. eine warme Dusche nach den ersten Fallversuchen in der Ostsee geben. Aber so richtig Ernst hat das ganze wohl niemand genommen, vielmehr gab es Witze und dumme Kommentare von allen Seiten (HALLO aufwachen, ich habe für die Unterkunft den vollen Preis gezahlt und irgendwann atme ich nicht mehr locker durch die Hose…). Stellt sich mir die Frage: war ich zu irgendeinem Zeitpunkt unfreundlich, bin laut geworden o.ä.? Nein, in keinster Weise, warum sollte ich auch: Geld ging schließlich an das „Reiseunternehmen“ KiteWorldWide. Die Familie von nebenan ist übrigens, neben mir, die einzigen Gäste am Morgen, entsprechend einsam ging es beim Frühstück zu. Nun aber auf zu ProBoarding und der ersten Unterrichtseinheit um 10:00 Uhr als Gasthörer lauschen...
Insgesamt eine Gruppe mit zwei Schülern pro Trainer (= ein weiterer Wagemutiger (Nico) und ich) sollte es für heute sein, also optimale Voraussetzungen. Nur das der Trainer auch Robert heißt und wir den Ablaufplan noch einmal (wegen diverser Absagen anderer Teilnehmer) ad hoc durchgewürfelt haben. Eigentlich sollte es für mich nämlich erst um 14:00 Uhr losgehen und sollte um 10 Uhr nur Zuschauer sein, aber auf einmal bin ich Teilnehmer. Na gut, auf die Profis ist verlass und die wissen schon was sie hier tun. Aufgrund der Windverhältnisse erst einmal kurz mit dem eigenen Auto und Nico im Gepäck an einen nahen Strand gefahren, so dass wir ganz leichten Side-Onshore Wind für die ersten Worte der Theorie hatten. Bei bestem Sonnenschein und dem besagtem lauen Lüftchen gab es am Sandstrand Erklärungen zum Material (Underground Tahee Board und North Evo 10m^2 Kite dienten als Anschauungsobjekte), das dann auch vor unseren Augen aufgebaut wurde. Sah alles noch verdammt neu aus, vermute wir sind der erste Kurs dieses Jahr und hier hat jemand Ostergeschenke erhalten. Leider passierte aufgrund des Windmangels beim anschließenden Startversuch am Windfensterrand rein gar nichts, auch nicht im zweiten Anlauf orthogonal zum Wind durch die Powerzone. Der Kite wurde im Sand keine 10cm nach hinten geschoben und blieb wie festgenagelt unten :=( Also die sieben Sachen wieder einpacken, zurück zur Schule fahren und das erste "hands-on" verschieben. Trainerkites wurden erst gar nicht ausgepackt. Immerhin: wir hatten dem Aufbau zugesehen und sind auf dem Besten Weg Wasserratten zu werden ;=) An der Schule ProBoarding angekommen gab es ein VDWS Lehrbuch ("Kite Boarding Work- und Stylebook" in der 5. Auflage von 2009), das wir dann in den folgenden 1,5 Stunden mehr oder minder Seite für Seite durchgesprochen haben. Jeder x-te Satz war dabei in etwa: das gibt es heute nicht mehr zu kaufen, das sieht heute ganz anders aus, wir beschränken uns hier auf Bow Kites usw. Vor- und/oder Nachteile der einzelnen Systeme, warum sich einige durchgesetzt haben und die anderen heutzutage keine Rolle mehr spielen? Rätsel über Rätsel die sich einem Neuling hier auftun. Ehrlicherweise muss man aber auch sagen: ich war eher stummer Zuhörer, habe den Erklärungen eher nur mit einem Ohr gelauscht… Weitere Ausführungen wären jedoch zudem Kür gewesen, schließlich wollen wir irgendwann mal Fliegen und letztendlich aufs Brett und haben keinen Kurs „Materialdesigner für den Kitesport“ belegt. Insgesamt hat unser Trainer Robert seine Sache aber routiniert und gut durchgezogen: an den wichtigen Stellen wie Safety, Windrichtung und Kitegröße mit dem nötigen Ernst, sonst aber auch immer locker. Tja, und das war der Tag für heute. Was man so auf Rügen bis zum Abend machen kann? Findet es selber heraus, morgen um 10:00 Uhr geht es weiter. Das Lehrbuch empfand ich leider eher als Leerbuch, irgendwie nur bunte Bilder, Kiter ohne Helm und Weste (die aber angeblich (lt. Buch) sooooo wichtig sind) sowie wenig prägnantem Text. Also kein stocksteifes Lehrbuch in dem alles korrekt zugeht und Details beschrieben sind.
Nach Besuch der Keramik in der FeWo kann ich zumindest schon mal verkünden: warmes Wasser ist sporadisch wieder vorhanden, die nächste Kältewelle kann kommen.
Nachdem die schönen Seiten selbständig von Rügen zu Fuß und per Auto erkundet wurden und ich gegen 17:30Uhr wieder zurück war (Essen gibt es zeitig…), standen drei Kites und Haiko im Wasser. Es scheint folglich noch weitere Schüler zu geben. Fragt sich bloß: die Windvorhersage hat genau dies ganz klar vorher gemeldet: Wind erst am Nachmittag. Warum mussten wir dann ab 10 Uhr rumeiern und fast vier Stunden Zeit totschlagen? Da ich nicht täglich auf Rügen bin, hätte aus Laiensicht ein späterer Start (wie geplant) mehr Sinn ergeben. So war ich doch eher genervt von dem Tag, hatte bis heute keinen Trainerkite in der Hand gehabt, geschweige denn mal ein Trapez an oder gar einen großen Kite an der Bar. Aber Ostern ist ja noch lang, wir sind die Touris und man scheint uns in den beiden kommenden Tagen eine Menge zuzutrauen um auch noch mal zu fliegen und eine Prüfung zu absolvieren.
Da heute doch einiges an Bewegung auf dem Tagesplan stand, auf zum Abendessen. Das Restaurant war gut gefüllt, was wohl auch am servierten Essen lag. Sowohl Geschmack als auch Portionsgröße waren auf mich abgestimmt, zumal mein Lieblingskellner wohl in der Küche werkelte, d.h. eine neue Kellnerin tat aufmerksam, zügig und nett ihren Dienst. Warum gab es so etwas am Morgen nicht? Insgesamt waren Kurs und Abendessen das Highlight des Tages, der mit ein wenig schreiben am Laptop und der Glotze ausklang und mich versöhnlich stimmte.
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