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Alt 21.05.2004, 14:55   #1
joe
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AP Kiteboarding

Neu auf dem Markt der Kiteboards gibt es Boards von AP Kiteboarding. Der Sitz von AP Kiteboarding ist in Tübingen, Deutschland. Hinter der Firma steht ein Holz und Kunststoff verarbeitender Industriebetrieb, welcher sein technisches Know-How nun in der Herstellung von Kiteboards einsetzt. www.apkiteboarding.com

Momentan bietet AP zwei Boards an: das AP 125 in 125x37 cm und das AP 138 in 138x35 cm. Geplant ist laut AP noch ein grösserer Frühgleiter.

Die Boards gibt es in 6 verschiedenen auffälligen Boarddesign. Die Konstruktion basiert auf einem HPL Sandwich. Im Vergleich zu mir sonst bekannten HPL-Boards fallen die relativ dünnen Kanten der APs auf. Auffälligstes Shapemerkmal der Boards ist die relativ starke Konkave im Unterwasserschiff, welche allerdings zu den Tips hin plan ausläuft (dadurch soll laut AP ein definierter Flex in den Tips möglich sein). Die Verarbeitung der Boards wirkt sehr gut. Vom Gewicht sind sie angenehm leicht. Die Ausstattung der Boards ist edel mit sehr guten G-10 Finnen (RFC) und sehr guten Pads und Schlaufen von B3.

Ab aufs Wasser ...

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Das AP 138

Das AP 138 ist 138 cm lang und relativ schmal mit 35 cm Breite. Auffällig ist die gestreckte Outline mit den relativ schmal zulaufenden Tips.

Auf dem Wasser wird man erstmal mit guten bis sehr guten Fahrleistungen konfrontiert. Das Board gleitet verhältnismässig früh an und gleitet dann mit wenig Widerstand. Die Boardgeschwindigkeit erscheint mir sehr hoch. Das Board bietet einen sehr guten Grip auf der Kante und ist sehr laufruhig. Gerade in ruppigen kabbeligen Bedingungen macht sich diese Laufruhe stark bemerkbar. Man hat eine sehr gute Kontrolle über das Board, auch bei viel Druck im Schirm. Das Fahren wirkt, als ob man auf Schienen fährt. Durch die Laufruhe fährt es sich erstaunlich "weich/soft".

Die hohe Laufruhe und damit gute Boardkontrolle macht auch das Höhe fahren vergleichsweise einfach und damit effektiv. Halsen und Kurven lassen sich sehr schön durchcarven. Das Fahrverhalten ist nicht sehr loose. Enge Turns, Haken schlagen, Switchen usw. ist nicht die Stärke des AP 138. Wie erwartet scheint sich hier die gestreckte Outline und die recht gerade Bodenkurve auszuwirken.

Springen ist mit dem Board sehr gut möglich. Die Kante lässt sich sehr gut halten bis zum Absprung und man kann sich richtig rauspoppen. Loaded Jumps die mit viel Boardspeed gelandet werden sind einfach zu stehen. Bei Sprüngen, wo man fast ohne Boardspeed landet, tritt man ab und zu das schmale Tip unter Wasser und unterschneidet damit beim Wiederanfahren.

Fazit: Das AP 138 spielt seine Stärken in der Laufruhe und dem Boardspeed aus. Wer ein Board mit guter Kontrolle in schwierigen Bedingungen, Geschwindigkeits- und Sprungpotential sucht, der sollte das AP 138 probefahren.

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Das AP 125

Mit 125 cm Länge und 37cm Breite kommt das AP 125 mit einer etwas runderen Outline daher. Wie auch beim AP 138 fällt die starke Konkave und die damit relativ flache Bodenkurve im Boardcenter auf.

Auf dem Wasser fallen auch bei diesem Board die sehr guten Fahrleistungen auf. Es gleitet für ein Board dieser Länge sehr gut an. Die Boardgeschwindigkeit erscheint hoch und man hat das Gefühl des Gleitens mit wenig Widerstand. Dabei ist das Board relativ laufruhig. Die Kante bietet einen sehr guten Grip. Egal ob man das Board stark aufgekantet fährt oder ob man es relativ plan laufen lässt, es bietet eine gute Führung. Die Höhelaufeigenschaften wirken sehr gut.

Springen geht mit dem Board richtig gut. Die Kante lässt sich bis zum Absprung sehr gut halten. Die bis weit zur Kante gezogene Konkave scheint wirklich gute Unterstützung zu bieten. Loaded Landungen sind genauso easy wie Landungen ohne Boardspeed.

Das 125er ist deutlich quirliger als das AP 138. Es ist zwar auch nicht richtig loose zu nennen. Switchen geht aber doch recht einfach und ist überhaupt kein Problem. Man merkt trotzdem einen Unterschied zu einem weichen sehr loosen Board. Boards mit runderer Bodenkurve und weicheren Kanten lassen sich "weicher" fahren. Enge Radien in Halsen und Turns sind mit dem AP 125 kein Problem. Hier setzt eher der Fahrer die Grenzen. Ein anderer Fahrer, der das Board gefahren ist, war ebenfalls überrascht, dass die guten Fahrleistungen sich nicht negativ auf die Wendigkeit des Boards auswirken.

Bei starkem Überpower im Kite merkt man die Nachteile solch einer gut greifenden Kante. Schafft man es nicht mehr, den Kite auszubremsen, "explodiert" man über die Kante. Man rutscht also stark seitlich weg, bis die Kante wieder Führung bekommt. Dann beginnt das Spiel von vorne. Hier haben Boards mit starker Bodenkurve und weicherem Kantengripp einen Vorteil. Sie schmieren seitlich weg und lassen sich so bei Überpower besser kontrollieren.

Fazit: AP Kiteboarding ist mit dem AP 125 ein ausgezeichnetes Board gelungen. Es bietet einen sehr guten Kompromiss aus sehr guten Fahrleistungen, gepaart mit guten Eigenschaften zum Springen und für Manöver. Dabei ist das Board noch relativ einfach zu fahren. Alles in allem ein Shape, der bestimmt viele Leute begeistern wird.

Wenn ihr mal mit dem Board fahren sollet, dann achtet mal auf Geräusche, die bei harten Turns, Absprüngen oder Landungen auftauchen. Ich habe jetzt schon einige Male ein dickes Schloooorck gehört, als ob das Board sagt: "Hörst du? DAS ist Grip!"

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Vergleich

Manch einer mag überlegen, ob man die beiden AP-Boards sinnvoll miteinander kombinieren kann. Also ob das 138er eine Leichtwindergänzung zum 125er ist.

Meiner Meinung nach liegen sie dafür zu dicht zusammen. Das 125er wartet bereits mit ziemlich guten Gleiteigenschaften auf, die vom 138er nicht nennenswert übertroffen werden. Ich denke, man müsste hier eher auf das neue Leichtwindboard von AP warten.

Interessant ist noch ein Vergleich der Laufruhe beider Boards. Fast jeder, der mal auf dem 125er gefahren ist, sprach danach die gute Laufruhe an. Vergleicht man das 138er mit dem 125er muss man dem 138er zugestehen, dass es diese Laufruhe noch einmal deutlich übertrifft. Die einfache Boardkontrolle die daraus resultiert, war für mich beeindruckend.
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