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Alt 26.08.2019, 10:06   #5182
The Flow
Theta Welle
 
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@ShortSqueeze, Was sagst du dazu?

Mayer: Ja, da sind sie tatsächlich schon dran. Man könnte sich vorstellen, dass man den Euro dadurch stabilisiert, indem die EZB in einem ersten Schritt ihre Ankäufe von Anleihen aufstockt. Wenn sie das macht, erzeugt sie Reservegeld, wir haben momentan Sichteinlagen im Euro-Raum von rund sieben Billionen Euro. Die EZB hat schon etwas mehr als zwei Billionen dieser Anleihen aufgekauft und hat damit entsprechend Reservegeld erzeugt. Wenn sie den Rest kaufen würde, hätte sie sieben Billionen an Staatsanleihen in der Bilanz auf ihrer Aktiv-Seite. Auf der Passiv-Seite hätte sie dagegen sieben Billionen Reservegeld, das wäre der Deckungsstock für sieben Billionen Sichteinlagen. Und jetzt gehen Sie her und konsolidieren das in der EZB-Bilanz.

MONEY: Das müssen Sie uns erklären ...

Mayer: Die EZB hätte dann sieben Billionen Forderungen an den Staat und sieben Billionen Geld. Und jetzt machen Sie dieses Zentralbank-Geld digital handelbar über die Blockchain. Und schon haben Sie eine digitale Zentralbank-Währung. Darin ließe sich ein Smart Contract einbauen, der besagt, diese Geldmenge wird nur um einen bestimmten konstanten Prozentsatz erhöht, den der EZB-Rat einmal jährlich überprüft. Und die Ausweitung würde als Geld-Dividende direkt an die Bürger bezahlt und nicht an den Staat.
System muss umgestellt werden

MONEY: Was heißt das konkret?

Mayer: Sie hätten das digitale Zentralbank-Geld, das wäre gedeckt durch die Forderungen an die Staaten. Der Bürger würde eine Gelddividende jährlich bekommen und würde das ausgeschüttet bekommen – und nicht die Banken. Die Banken selbst würden jetzt eigentlich dieses Zentralbank-Geld nur noch als Ersparnisse einsammeln und weiter verleihen an die Investoren. Sie würden kein Geld mehr selber schöpfen. Sie wären einfach Intermediatoren, das behaupten die Wirtschaftsbücher heute schon, aber das sind die Banken nicht.

MONEY: Aber das würde den Banken sicher nicht passen ...

Mayer: Das gefällt ihnen nicht! Weil ihnen die Geldschöpfung verloren ginge. Noch eine weitere Idee: Die EZB müsste, um den Deckungsstock zu schaffen, diese Staatsanleihen kaufen. Die werden nämlich laufend notwendig in der Bilanz der EZB. Sie bräuchte in diesem Fall aber keine Zinsen mehr zu erheben, denn die werden ja eh an die Staaten ausgeschüttet. Also würden die Schulden der Staaten sinken. Das heißt also, sie hätten mit dieser einmaligen Währungsumstellung einen Schuldenschnitt von zehn Billionen Euro, das ist die gesamte ausstehende Staatsschuld im Euro-Raum.

MONEY: Also wenn es einen Schuldenschnitt gibt, dann fallen ja Forderungen aus – aber wer bezahlt die Rechnung dafür?

Mayer: Das müsste niemand direkt bezahlen. Die Schulden würden sofort sinken auf drei Billionen Euro, das wäre ein Schnitt in der Schuldenquote von gegenwärtig ungefähr 85 Prozent auf 25 Prozent. Das hört sich an wie Magie, ist aber eine Umstellung, die sie nur einmal machen können.

MONEY: Aber wie soll das gehen, dass man die Schulden einfach verschwinden lässt?

Mayer: Sie stellen das System einmalig um – und das geht auch nur einmal! Sie können die Schulden zum Teil stilllegen, weil sie diese Schuld brauchen als Deckung für das Reservegeld. Das lässt sich in der Bilanz konsolidieren.
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