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Alt 03.10.2017, 18:44   #3
Horst Sergio
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Wie hilfreich sind Testberichte und Firmenpräsentationen für die Kaufentscheidung?
Natürlich geben beide Arten von Quellen Hinweise zu Stärken, Schwächen und Eigenheiten von Foils. Um wirklich nennenswerten Mehrwert zu bieten sollte man sie aber mit gewissen Filtern betrachten:
Obwohl ich in den letzten 3 Jahren um die 30 verschiedene Foils gefahren bin, würde ich mir kaum noch vergleichende Aussagen zu Foils aus ähnlichen Kategorien insbesondere zu Einsteigerfoils zutrauen, die ich nicht am selben Tag bei gleichen Bedingungen 1:1 gegeneinander gefahren bin. Da auch das Level der Tester zurzeit häufig noch stark variiert und schnell steigt sind somit Aussagen wie:
„Viel besser als das vor 6 Monaten getestete der Marke XY …“ sehr mit Vorsicht zu genießen, insbesondere wenn der Tester selbst erst seit 12 Monaten fährt. Direkte Vergleiche können dagegen durchaus Hinweise geben und hier muss die Aussage eines Einsteigers mit 6 Monaten Erfahrung über ein Einsteigerfoil nicht unbedingt viel schlechter sein, als die eines Profis, der im Zweifel alle Anfängerfoils nur noch als schmerzhaft lahm empfindet.
Auch das Aufhäufen technischer Spezifikationen und von Messwerten kann helfen, ist aber gerade für den Einsteiger nur extrem begrenzt auf Objektivität und Aussagekraft zu prüfen, weswegen hier außen vor.
Bei Videos, insbesondere denen von Herstellern sollte man sich eigentlich ausschließlich auf Nahaufnahmen des Fahrers von außen konzentrieren, am besten von Land oder zur Not von einer Leinenkamera.
Wie sich jeder denken kann, sind Dronenluftaufnahmen aus mehreren 100 m Entfernung von Foilern die geradeaus fahren, wenig aussagekräftig, egal wie hübsch die Szenerie ist. Genauso überspulen kann man technische Fachsimpelei auf der grünen Wiese über die neuste Entwicklung irgendwelcher Winglets oder anderer hydrodynamischer Details. Beurteilen kann man solche Details praktisch nie aus der Ferne. Der Grund für manch innovative, konstruktive Finesse dürfte dabei auch eher im Erzeugen eines Alleinstellungsmerkmals auf einem gut gefüllten Markt sein und das auch unabhängig von dessen hydrodynamischen Vor- oder mitunter auch Nachteilen. Ein technisch einfach gestricktes Foil mit einfachen Formen und geraden Flügeln muss nicht das schlechteste sein.
Wirklich Informationen bekommt man dagegen bei kritischer Betrachtung von Fahrsequenzen mit Manövern und Tricks. Auch hier muss man aber differenzieren. Sprünge geben meist kaum etwas übers Foil wieder. Ausnahmen mögen vielleicht sehr hohe Sprünge über 10 m mit Racefoils sein oder solche bei denen die Landungen immer raus geschnitten sind, da die Fahrer sie noch nicht beherrschen oder darüber ggf. die Statik überbeansprucht wird. Genauso wenig Aussage haben Handlepasses, die so respektabel sie insbesondere am Foil sind keine Aussage zur Fahrleistungen der Foils abgeben.
Echte Prüfsteine in Videos sind dagegen gefoilte Manöver die durchaus etwas zur Lebendigkeit oder Anfängerfreundlichkeit eines Foils zeigen. Werden z.B. mehrere Personen unterm Fahren auf einem Foil gestapelt, kann man davon ausgehen, dass weder die Statik noch die Fahrdynamik zu sensibel ist. Sieht man dann aber keine einzige Halse, könnte das Foil auch schon wieder zu gedämpft eingestellt sein. Genau anders herum ist es bei Foils die wild in der Wellen oder bei Landungen am Stand herum gerissen werden und damit sicher extrem leicht und agil sind, aber dafür ggf. weniger für Anfänger geeignet. Ein 360er mit 10 m Durchmesser der präzise um eine Boje gesetzt wird wäre weiter ein guter Nachweis, dass es sich um ein schnelleres Foil mit guter Gleitzahl und Geschwindigkeit mit ggf. guter Kontrolle handeln muss.
Was man aber leider auch immer noch sieht sind Werbevideos, die fast gänzlich auf Fahrsequenzen verzichten oder nicht mehr als Geradeausfahrten zeigen. Wenn ein Hersteller ein Raceboard vorführt und der Teamfahrer damit nicht mal in der Lage ist eine Wende ohne Absetzen vor zu fahren, darf man nicht nur an Qualität und Ausrichtung von Material und Fahrer zweifeln. In manchen Fällen kann das so weit gehen, dass man sich fragt, wer das Foil überhaupt entwickelt und fein abgestimmt hat, wenn die Marke nicht mal fürs Video einen erfahrenen Fahrer auftreiben kann. Aus der Antwort sollte man dann lieber auch seine Konsequenzen ziehen.


Was ist zu beachten, wenn das erwählte Paket zuhause ankommt?
Am besten sollte man das Foil nicht erst am Spot zusammen schrauben, da es selbst heute noch passieren kann, dass eine der diversen Schrauben fehlt ein Gewinde nicht fertig geschnitten oder sonst etwas zu überarbeiten ist. Auch beim Zusammenschrauben ist darauf zu achten, dass an keine Fehler macht. Es gibt immer noch Foils die hier nicht gänzlich Cook-proofed sind, bei denen mal also fuselages verdreht, Flügel verkehrt herum, oder wie mal berichtet wurde gleich das Foil (in dem Fall ein Canard) verkehrtherum montiert und gefahren wurde.
Etwas was man bei 90% aller Foils machen kann und sollte ist, mit einem groben ca. 200er Schleifpapier, die schärfsten Ecken an den meist faserverstärkten Flügelspitzen zu entfernen. Es gibt keinen hydrodynamischen Grund warum die Spitzen eines Ein- bis Aufsteigerfoils einen Radius von 1 cm unterschreiten sollten. Alles unter 1 cm erhöht aber extrem und sinnlos die Verletzungsgefahr. Wenn man noch ein 600-1000er Papier bei der Hand hat, kann man auch gleich noch die Oberseite des Frontflügels matt schleifen und wird dadurch mit einer niedrigeren angenehmeren Abhebegeschwindikgeit belohnt. Auch die Abströmkanten müssen keinen Querschnitt kleiner als 1,0 mm haben. Diese zu überarbeiten sollte man aber mit etwas mehr liebe und nicht unbedingt vor der ersten Fahrt machen, Stichwort: „Pfeifen des Foils“ daher hier erstmal außen vor.


Geändert von Horst Sergio (07.10.2017 um 18:03 Uhr) Grund: Testbericht und Paket ergänzt
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