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Alt 14.11.2013, 03:51   #37
wdczap
El Almeni
 
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Ort: möglichst weit vom Wasser
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Standard Tag 13

Hola, como estaban?

Bei uns alles klar. Wieder ein sehr spannender Tag. Haben uns durch den Berufsverkehr gekämpft, hab dann meine erste Dominikanerin geküsst und Ali will uns nicht mehr in seinem Restaurant sehen. Ach ja, uebrigens kiten war ich Heute auch.

Beginnen wir mit dem Kiten. Heute soll der Wind recht boeig gewesen sein, aber auf jeden Fall kitebar. Etwas schwächer als gestern. Auf Wind Alert hab ich die Daten aber nicht nachgesehen. Bin erst um 17:00 Uhr aufs Wasser gekommen. Waren den ganzen Tag unterwegs. Tipp, ab 17:00 Uhr ist "blaue Stunde". Wenig auf dem Wasser los und sehr schönes Licht zum Fotografieren. Zur Zeit geht die Sonne aber gegen 18;00 Uhr unter, so dass die Nachmittage recht kurz sind.

Cabarete ist im Vergleich zu letzter Woche mit dem Jazz-Festival und der Surf-Reunion völlig ausgestorben. Mussten wir uns vor ein paar Tagen noch jeden Abend durch einen Stau kämpfen, könnte man im Moment fast mit Vollspeed durch den Ort heizen, ohne dass irgendwas passiert. Lokale und Läden sind fast völlig verwaist.

Heute früh waren wir schon um kurz nach 08:00 Uhr wieder unterwegs nach Puerto Plata. Berufsverkehr in der DomRep ist ein absolutes Chaos, wenn auch ein ueberwiegend freundliches Chaos. Zu dem Punkt aber später noch eine Anmerkung. Die oberste Regel lautet keep floating, immer mitschwimmen. Um einen herum wuseln Fahrradfahrer, Mopeds und andere Kraftfahrzeuge. Immer im Fluss bleiben und nie unvermittelt Kurven fahren oder bremsen. Immer vor, neben und hinter dem Auto auf den Verkehr achten. Einerseits defensiv fahren, andererseits mit Bestimmtheit seinen Weg suchen. Dabei nicht von entgegenkommenden Mopeds, Lastwagen oder Autos aus der Ruhe bringen lassen, selbst wenn das auf der vierspurigen Umgehungsstraße von Puerto Plata passiert. Und nie, wirklich nie auf irgend ein Vorfahrtsrecht bestehen. So, dabei sollte man dann zusätzlich noch auf ueberall mögliche Schlaglöcher achten. Mann freue ich mich schon wieder auf unsere langweiligen, brettebenen deutschen Strassen.

Vorsicht auch vor den Strassenpanzern alla Hummer und Jeep. Die machen in der Regel bauartbedingt und entsprechend der Charaktereigenschaft der Fahrer keinen Platz. Ein etwas kleineres Exemplar dieser Gattung stand Heute Nachmittag leicht schräg vor uns an einer Ampel in Puerto Plata. Ampel steht auf Rot. Derweil klappert ein Bettler die Autos wegen ein paar Silberlingen ab. Dieser Jeep hatte vollständig getönte Scheiben. Der Bettler versucht, da rein zu schauen, hält sein Gesicht ganz nah an die Scheibe, als das Fenster auf der Fahrerseite halb runterfaehrt. Silbern glänzte dann aber nur der Lauf einer Pistole, die kurz in das Gesicht des Bettlers zielte, dann ging die Scheibe wieder hoch und der Bettler zügig weiter zum nächsten Auto. Darüber hatte ich zwar schon gelesen, aber das so nicht erwartet. Merke, mit Dominikanern richtig streiten, kann böse enden.

Grundsätzlich sind Dominikaner jedoch sehr friedfertige Verkehrsteilnehmer. Da gibt es die Fussgaenger, mit denen man ueberall auch nachts rechnen muss und die mangels Strassen-Beleuchtung oft nur schwer auszumachen sind. Zu späterer Stunde gerne auch in betrunkenem Zustand. In dieselbe Kategorie fallen für mich auch jede Art von Tieren wie Esel, Kühe und Pferde, die am Straßenrand mehr oder weniger gut festgebunden weiden. Die Tiere tauchen aber hin und wieder auch im Straßenverkehr mit oder ohne Reiter auf. Diese Kategorie macht aufgrund der meist klar abgesteckten Kräfte Verhältnisse in der Regel anstandslos Platz. Das gilt aber nicht für Pferde, Esel, Kühe und Besoffene, die ab und an leicht irrationale Entscheidungen treffen.

Nächste Kategorie sind alle Art von Zweirädern. Nachts gerne ohne Beleuchtung, auf jeden Fall ohne Rückleuchten und Bremslichter. Diese Kategorie stellt nach meiner Einschätzung das gängige Hauptverkehrsmittel dar. Es gibt Mopedtaxis, an fast jeder größeren Kreuzung, Einfahrt oder Ortseingängen. In diesen Bereichen ist ständig mit abbremsenden oder abfahrenden Fahrzeugen zu rechnen, die gerne auch zur Abkürzung die Gegenfahrbahn benutzen. Einfach ruhig bleiben und nicht hektisch reagieren. Auf den Mopeds wird im uebrigens transportiert was draufgeht. 3 Personen pro Bike sind der Normalfall. Gasflaschen sowieso. Entweder hochkant oder wenn die Flasche mal gegen 1.60 m geht dann eben auch quer. Wir haben aber auch schon Bikes mit zwei Personen und einer Waschmaschine oder einem Kühlschrank gesehen. Holzbretter mit 4 m Länge ebenfalls kein Problem. Zwei Leute auf dem Moped. Die Bretter längs bei Fahrer und Sozius auf der linken Schulter. Baustahl mit dem Moped transportieren, kein Problem. Ein Ende fest am Moped anbinden und den Rest auf der Strasse hinterher schleifen. Versteht sich von selbst, dass fast niemand Helme oder irgendeine Art von Schutzkleidung trägt. Es besteht aber eine gesetzliche Helmpflicht! Auch die Mopedfahrer verhalten sich ueberwiegend eher defensiv. Abgesehen von einer Ausnahme, dem meist jugendlichen Draufgänger. Der kündigt sich durch ein schnell anschwellendes Dröhnen an, das von rechts oder links hinten auf dein eigenes Fahrzeug zukommt. In dem Moment besser nicht bremsen, beschleunigen oder abbiegen. Das Moped zielt gerade auf irgendeine, wenn auch noch so kleine Lücke zwischen Dir und den restlichen Verkehrsteilnehmern und wird eine gefühlte Zehntelsekunde später mit nahezu Lichtgeschwindigkeit und einem tief über den Lenker gebeugten Fahrer an Dir vorbeischiessen.

Dann gibt es da noch die uebrigen PKW. Alle mit Tuev-Plakete, aber die kann man am Schwarzmarkt kaufen. Es fährt also alles in dieser Kategorie, was 4 Räder und mindestens noch einen funktionierenden Zylinder hat. Es russt und stinkt deshalb teilweise, dass es eine wahre Pracht ist. Untereinander gehen PKWs recht respektvoll miteinander um. Auf schwächere Verkehrsteilnehmer wird Rücksicht genommen. Ausnahmen hab ich schon vorher benannt. Auch hier gilt insbesondere nachts, dass eine Fahrzeugbeleuchtung lediglich als technische Erweiterung, keinesfalls aber als obligatorisch angesehen wird. Warnblinkanlagen werden gegenüber anderen Verkehrsteilnehmern eingesetzt um anzudeuten, dass auf den Fahrer und sein Fahrzeug wegen eingeschraenkter Reaktionsfähigkeit aufgrund uebermaessigen Alkoholkonsums besondere Rücksicht zu nehmen ist. Das wird dem Vernehmen nach auch allseits respektiert. Es ist ueblich nahe am Mittelstreifen zu fahren, um Schlaglöchern zu entgehen, die oft am rechten Fahrbahnrand auftreten. Auch die Gegenfahrbahn wird mitbenutzt. Gegenverkehr weicht dann an den rechten Fahrbahnrand aus. So mancher Ueberholer verlässt sich auf ein solches entgegenkommendes Ausweichen.

Dann hätten wir da noch die Kategorie der Taxis und Minibusse einschließlich Mopedtaxis. Besonderheit hier ist, dass diese Fahrzeuge nur in 2 Betriebsmodi gefahren werden. Modus 1: Fahrzeug ist voll besetzt. Dann gibt der Fahrer Vollgas, um schnellstmöglich sein Ziel zu erreichen. Ampeln haben in dem Fall nur Vorschlags-Charakter. Überholt wird jeder langsamere Verkehrsteilnehmer unter vorheriger extremer Ausnutzung des Windschattens. Überholmanöver finden trotz durchgezogener Linien oder in engen oder völlig unübersichtlichen Situationen statt.
Modus2: Fahrzeug ist nicht voll besetzt. Achtung jetzt herrscht wirklich Gefahr. Der Taxifahrer versucht, auf dem Weg zum Ziel weitere Kunden zu finden. Das Taxi kann und wird jederzeit völlig unvermittelt anhalten. Türen werden aufgerissen ohne auf den nachfolgenden Verkehr zu achten, weil Kunden aus- oder zusteigen. Diese Haltemanoever können auch auf Landstraßen erfolgen, meistens aber im Bereich von Siedlungen. Es ist daher empfehlenswert, immer auch einen Blick für am Straßenrand stehende Personen uebrig zu haben und in solchen Bereichen Abstand zu Taxis zu halten und bremsbereit zu sein.

Die letzte Kategorie umfasst die Transportfahrzeuge, hier vor allem die furchteinfloessenden Trucks der Firma MACK. Wenn ich darueber so nachdenke, glaube ich, dass die Motorhauben dieser LKWs mit Absicht so martialisch und furchteinfloessend konstruiert sind. Die Dinger sind wirklich riesig, immer extrem schnell, vor allem in Ortschaften und sie bremsen äußerst ungern. Das gilt auch fürs Ausweichen. Wenn es eng oder brenzlig wird und ein normaler Verkehrsteilnehmer abbremsen würde, lassen LKW Fahrer ein Hornsignal erklingen, dass die Trompeten von Jericho wie Kinderkram aussehen lässt. Dann sprazzelt alles auf die Seite, denn der LKW wird Kurs halten.

Ansonsten aber ist es eigentlich kein Problem, in der DomRdp selbst zu fahren. Damit wieder zurück zum heutigen Tag.


Geändert von wdczap (17.11.2013 um 21:44 Uhr) Grund: Fehler korrigiert
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